Donnerstag, 30. Dezember 2010

CDs des Jahres

Da es dieses Jahr nun wirklich nicht mehr lange macht (früher waren die ja wirklich mal viel länger... diese neuen Jahre sind irgendwie alle nix mehr), will auch ich wieder mal einen kurzen musikalischen Rückblick wagen. Und gerne hätte ich jetzt auch eine Top10 präsentiert... aber tatsächlich hab ich mir letztes Jahr gerade mal 7 CDs geleistet. Die Wirtschaftskrise und das Ende des Pizzabackens haben eben doch ihre Spuren hinterlassen. ;)

Also, hier meine Top 7 für 2010:

7. Milow - Maybe next year (live)
Für gewöhnlich mag ich Live Alben nicht so sehr: Lieder die man schon kennt, oft in etwas schlechterer Qualität, aber dafür mit begeistertem Kreischen weiblicher Fans. Aber so ist es bei Milow nicht: viele Nummern bekommen live ein ganz anderes Gesicht (siehe z.B. Darkness ahead and behind) oder sind gut gerne mal doppelt so lang ohne sich einfach zu wiederholen. Das Konzert in Stuttgart war klasse und daher auch mit voller Überzeugung Geld hierfür ausgegeben. Bin gespannt auf sein neues Album nächstes Jahr, das das erste nach dem internationalen Erfolg sein wird.

6. Wallis Bird - New Boots
Das 2.Album der in Mannheim lebenden jungen Irin hat mich überzeugt. Egal ob sie davon singt, dass die das Leben bis auf die Knochen liebt, oder vom Tag an dem Maria starb, man glaubts ihr. Ihr Stimme erinnert gerade bei den Live Titeln an eine junge Joe Cocker - mit dem Unterschied, dass sie Gitarre spielen kann. Und das obwohl sie nur 9 Finger hat. Und dann dreht sie die Gitarre eben einfach um, wenn die linke Hand nicht entsprechend ausgestattet ist. Und wen störts dann schon, dass die tiefen Seiten eben mal unten sind und nicht oben. Mich jedenfalls nicht.

5. Philipp Poisel - Bis nach Toulouse
Lange Zeit war ich hin und hergerissen von dem jungen Stuttgarter: einerseits schönes Liederschreiben, andererseits die Stimme. Dann kam die erste Single und ich dachte nur: Wie soll ein Mensch das ertragen? Und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr, warum ich letztlich dann doch ins ganze Album reingehört habe und es gezündet hat. Da singt er mit brüchiger Stimme begleitet von ner recht simplen Melodie auf dem Klavier, dass es eben keine andere gibt ausßer der einen. Oder dann schickt er aus Toulous einen Gruß, in Marseille sei es auch okay, oder er taucht sonstwo in französische Fluten... und
irgendwie packts mich doch.

4. Mumford & Sons - Sigh no more
Und plötzlichen waren da Banjos, Mandolinen und Dobros auf dem Hasenbühl zu hören! Gar nicht so familientauglich wie der Bandname vermuten könnte haben die Jungs aus England ein eher ruhiges Album gemacht, dass man an der richtigen Stelle dann aber doch laut aufdrehen kann um es alle wissen zu lassen: I REALLY FUCKED IT UP THIS TIME, DIDN'T I MY DEAR!? Und yeah, was solls dass sich 3 von max. 4 Mitbewohnern letztes Jahr von einem gewissen F-Wort gestört gefühlt haben. Da seufze ich doch schon gar nicht mehr. Denn die Texte auf diesem Album finde ich großes Kino: As the winter winds litter London with lonely hearts...

3. Robert Francis - Before Nightfall
Das Milow-Konzert hatte auch eine Vorgruppe. Mancher treue Leser erinnert sich womöglich an meinen damaligen Bericht. Sein Lieder über Käfer die im Juni (oder möglicherweise auch im Mai?) auftauchen hört man am besten nicht vor, sondern nach Sonnenuntergang. Und ein Glas Wein dazu ist auch nicht verkehrt. Der gute Robert wäre dann damit auch der einzige Amerikaner unter meinen neuen CDs, neben Belgien, Irland, England und was jetzt eben nur noch kommt: Deutschland.

2. Gisbert zu Knyphausen - Hurra! Hurra! So nicht.
Nicht nur weil er im strömenden Regen in Tübingen auf dem Marktplatz gespielt, sondern weil er ein erstklassiges 2.Album fertiggstellt hat! Da erzählt er vom Hamburger Hafen in heißen Sommernächten (ich erwähnte es im Sommer bereits), von seltsamem Licht, morschem Holz, Gespenstern und Autobahnrastplätzen. Und natürlich, dass sich die Melancholie ins Knie ficken soll. Eigentlich war ich auch nie ein Freund der Trompete, aber was die da macht, am Ende von seinem "Dreh dich nicht um" ... Hurra! Hurra! Für mich neu entdeckt 2010!

1. Wir sind Helden - Bring mich nach Hause
Altbewährtes auf der Nummer 1. Aber gerade weil sie nochmal neue Seiten an sich gesucht und gefunden haben. Da haben sie wirklich ordentlich was nach Hause gebracht: Emotionale Abgründe beim Swinger Sex (ganz ohne F-Wort kommen sie aus!), Komapatienten, Dramatiker; ne gute Mischung aus fröhlich-schnell und nachdenklich-leise. Ein Album, in das man ruhig 2 bis 3 mal reinhören sollte, bevor man ein Urteil fällt. Und mir gefällts.


Das wars! Die erste CD fürs nächste Jahr hab ich schon bestellt (ne irische Band zur Abwechslung mal wieder). ^^