Donnerstag, 9. Dezember 2010

Richtig oder reaktionär?

Die deutsche Sprache... ich mag sie! Irgendwie. :)

Manchmal jedoch, wenn ich sie lese oder höre, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Entweder weil sie falsch gebraucht wird. Aber manchmal muss ich mich auch vehement gegen die Grammatik wehren. Eine sehr zwiespältige Sache.
Ich meine, wir sprechen ja nun heute nicht mehr so wie das früher Luther oder Goethe getan haben. Da hat sich einiges verändert, nicht nur Wortwahl und Rchtschreibung. Sprachwandel nennt man das, und das ist auch gut so. Eine lebendige Sprache wird durch diejenigen geprägt die sie sprechen, und nicht nur durch Regeln, die mal festgelegt worden sind.
ABER: Das kann man ja auch beeinflussen. Gegen was wehrt man sich? Welche Fehler will man immer wieder korrigieren und richtig stellen?

An 2 Beispielen möchte ich das mal veranschaulichen, wie es mir da geht:

Einerseits der Imperativ.
Da hab ich nun schon sehr häufig gehört und gelesen, wie da statt der eigentlichen Form einfach der Verbstamm des Indikativs benutzt wird. Und jedes Mal ziehen sich dabei meine Schulterblätter am Rücken zusammen.
Da singt ein Philipp Poisel (ansonsten mag ich ihn sehr) also im Radio: "Werf dich in jede Figur!"
Da sagt einem der Chef: "Geb mir das mal rüber!" oder "Nehm mir das mal ab!"
Da liest man in Anzeigen: "Treff dich mit Freunden!"
Und in mir schreit alles: NEIN! Wirf! Gib! Nimm! Triff!

Andererseits "während + Genitiv".
Eigentlich müsste es heißen:
Während des Essens... Während des Fernsehens... Während des Tanzens... Während des Einschenkens...
Und jedes mal wenn ich das sagen soll, kommt es mir vor, als würde sich meine Zunge im Mund dagegen wehren. Während dem Essen. Während dem Fernsehen. Während dem Tanzen. Während dem Einschenken. Es kommt mir viel leichter über die Lippen, und ich möchte es uneingeschränkt beim Sprechen bevorzugen.

An dieser Stelle bin ich sehr froh, dass ich kein Lehrer werde und somit nicht in der Verantwortung stehen werde: was korrigiere ich bei meinen Schülern, und was nicht.
Generell halte ich es zwar für wichtig, die eigentlich richtigen Formen zu kennen (um sie dann v.a. auch in Magisterarbeiten verwenden zu können), aber wie im "während" - Fall möchte ich mich auch bewusst dagegen entscheiden im Alltag.

Ist es nun zu einfach, das eine dem Sprachwandel zuschreiben zu wollen, und gleichzeitig dem anderen diese Stellung nicht einzuräumen? Oder ist es einfach nur Luxusproblem, weil in keinem Fall Verständigungsschwierigkeiten auftauchen sollten?

Sprache an sich ist ja keineswegs individuell... Sprachgefühl allerdings schon.
Und ich genieße den Vorzug der Literatur, oft einfach über allen Regel stehen zu können. Am Ende ist es dann eben ein Stilmittel, das da eingesetzt wird. ;)