Dienstag, 17. Juli 2012

Filmvorschau: Red Lights


Was wäre wenn Agent Scully gegen den Paten antreten würde? Red Lights greift quasi genau dieses Thema auf!

Schon der Vorspann und der Trailer haben mich so extrem an die X-Files und die 90er erinnert, dass ich das den ganzen Film über nicht mehr abschütteln konnte. Sigourney Weaver spielt in dem Fall die "Scully" in Person der Professorin Margaret Matheson die sich darauf spezialisiert hat, paranormale Phänomene wissenschaftlich zu erklären und derartige Betrügereien aufzudecken. Anfangs dachte ich, dass diese Scully-Parallele zufällig sei, doch dann sieht man in ihrem Büro ein Plakat: "I want to understand" (und darüber nichts abgebildet). In den X-Files hatte Mulder ein ähnliches Plakat mit einem UFO in seinem Büro hängen, und darunter der Spruch "I want to believe". Großartig!
">An Scullys Seite steht ihr an ihrem Lehrstuhl Dr. Tom Buckley, gespielt von Cillian Murphy. Und dem wiederum steht die Studentin Sally Owen (Elizabeth Olsen) zur Seite. Schon so manchem Wunderheiler konnten sie schon bloß stellen und ins Gefängnis bringen (wobei ich den Grad des Verbrechens nicht ganz nachvollziehen konnte... die Leute bezahlten ja freiwillig Eintritt für die Heilungsshows). Aber dann tritt der berühmteste und erfolgreichste Mensch mit übernatürlichen Kräften nach etlichen Jahrzehnten Pause wieder zurück ins Rampenlicht: Simon Silver gespielt von Robert de Niro! Unterstützt von seiner Assistentin Monica Handsen (Joely Richardson) legt er einen beeindruckenden Auftritt nach dem anderen hin. Im Anzug, mit Sonnenbrille, Ring und goldener Armbanduhr wirkt sein auftreten noch immer wie ein echter Mafiaboss. Und genau so viel Geld nimmt er mit seinem Geschäft auch ein! Nur dass der Pate diesmal übernatürliche Kräfte hat: Er kann fliegen, die Erde erbeben lassen und seinen Gegnern mit purer Willenskraft das Herz stehen bleiben lassen! Oder tut er am Ende doch nur so? Denn selbst "Scully" bringt er immerhin für eine Sekunde ins Zweifeln.

Doch seien wir ehrlich: Scully hätte gegen den Paten keine Chance, auch ohne übernatürlichen Kräfte.
Daher tritt nach ihr direkt noch eine weitere Person in den Ring: Tom. Und irgendwie erinnert er mich immer mehr auch an irgendjemanden: Ständig spielt er mit einer Münze in den Fingern herum, er wird zunehmend  besessener von seiner Mission und wirkt immer wahnsinniger... Es hat bei mir eine Weile gedauert, doch dann hatte ich die Parallele auch hier: Two Face aus der Welt Batmans! Ja, hat dieser Tom Buckley etwa auch noch eine Zweite Seite, die er bisher nicht von sich gezeigt hat, und könnte das eventuell die Auflösung dieses mysteriösen Thrillers sein?

Betrügereien oder Paranormale Aktivitäten? An dieser Frage hängt sich der Film ja auf und während Anfangs die aufklärerische Seite klar überwiegt, wird alles mit der Zeit immer undurchsichtiger und verworrener. In der 2.Hälfte tauchen auch immer wieder Szenen auf, die irgendwie an Lynch erinnern: Mit sehr bizarren Figuren und Situationen die plötzlich auftauchen und genauso schnell auch wieder verschwinden ohne irgendwie erklärt zu werden. Allen voran eine Art "Sprechstunde" von Simon Silver, wo er vor einer Person allein vor einem roten Vorhang aber hinter einen dicken Linie Salz auftritt, sich die Hände wäscht und das Handtuch dann in einem Safe einsperrt. Hä? 
Dazu gibt es seltsame Anrufe, die niemand beantwortet, Vögel die plötzlich im Kamikazeflug gegen Fenster und Türen donnern, explodierende Lampen und mysteriöse Begebenheiten in der Vergangenheit der Hauptfiguren. Leider ist der Film damit viel zu überfüllt und ich hatte auch oft den Eindruck, dass da einige Szenen herausgeschnitten worden sind und das was übrig geblieben deswegen etwas abgehackt und zusammenhanglos wirken könnte. So findet man Tom plötzlich Bett neben Sally. Dann schafft er Sally zu zwei älteren Personen, die man dann wohl als ihre Eltern identifizieren muss., Sie stehen in einer Szene wortlos und bedeutungsschwanger vor ihrem Haus. Und später bekommt der Vater dann auch noch einen Satz zu sagen.
Doch immer häufiger musste ich mich im 2.Teil des Films fragen, was diese Szene denn nun wieder sollte. Möglicherweise würde man beim 2. oder 3.Mal sehen mehr Sinn darin erkennen.

Aber es gibt auch ein paar grobe Ungereimtheiten, wie z.B. diese ganze Situation an der Uni. Dass es einen Physik-Lehrstuhl gibt, der paranormale Aktivitäten wissenschaftlich erklärt, das kann ich mir ja noch vorstellen. Aber dass es einen konkurrierenden Physik-Lehrstuhl gibt, der Beweise für Übersinnliches erbringen will, und dabei auf weitaus größere finanziellen Mittel zurückgreifen kann?
Was sich der spanische Regisseur und Autor des Films, Rodrigo Cortés dabei wohl gedacht hat?
Ach, warum der Film überhaupt "Red Lights" heißt? Ganz am Rande wird das sogar auch noch im Film erwähnt: Margaret nennt die Anzeichen für die Berügereien "rote Lichter", nach denen es Ausschau zu halten gilt. Also wenn der Wunder-Betrüger vor der Show seine Leute unter das Publikum mischt, um deren Krankheiten und Geschichten herauszufinden, um sie dann in der Show völlig überraschend damit zu konfrontieren. Aber wie so vieles kommt das aber auch nur kurz erwähnt am Rande vor.

Letzten Endes konnte der Film bei mir mit seine Parallelen und Anspielungen punkten. Falls es wirklich herausgeschnittene Szenen gibt wäre das für mich ein Grund, den Film nochmal in einer Extended Version zu sehen (auch wenn der Film so schon an 2 Stunden Länge heran kommt). Denn so wie ich ihn gesehen habe ist er mir doch in der 2.Hälfte zu abgehackt mit zu vielen plötzlichen Wendungen und Drehungen und  unerklärten Bizzaritäten.