Was wäre wenn
Agent Scully gegen den Paten antreten würde? Red Lights greift quasi genau
dieses Thema auf!
Schon der Vorspann und der Trailer
haben mich so extrem an die X-Files und die 90er erinnert, dass ich das den
ganzen Film über nicht mehr abschütteln konnte. Sigourney Weaver spielt in dem
Fall die "Scully" in Person der Professorin Margaret Matheson die sich
darauf spezialisiert hat, paranormale Phänomene wissenschaftlich zu erklären
und derartige Betrügereien aufzudecken. Anfangs dachte ich, dass diese
Scully-Parallele zufällig sei, doch dann sieht man in ihrem Büro ein Plakat:
"I want to understand" (und darüber nichts abgebildet). In den
X-Files hatte Mulder ein ähnliches Plakat mit einem UFO in seinem Büro hängen,
und darunter der Spruch "I want to believe". Großartig!
">An Scullys Seite steht ihr an ihrem Lehrstuhl
Dr. Tom Buckley, gespielt von Cillian Murphy. Und dem wiederum steht die
Studentin Sally Owen (Elizabeth Olsen) zur Seite. Schon so manchem Wunderheiler
konnten sie schon bloß stellen und ins Gefängnis bringen (wobei ich den Grad
des Verbrechens nicht ganz nachvollziehen konnte... die Leute bezahlten ja
freiwillig Eintritt für die Heilungsshows). Aber dann tritt der berühmteste und
erfolgreichste Mensch mit übernatürlichen Kräften nach etlichen Jahrzehnten
Pause wieder zurück ins Rampenlicht: Simon Silver gespielt von Robert de Niro!
Unterstützt von seiner Assistentin Monica Handsen (Joely Richardson) legt er
einen beeindruckenden Auftritt nach dem anderen hin. Im Anzug, mit
Sonnenbrille, Ring und goldener Armbanduhr wirkt sein auftreten noch immer wie
ein echter Mafiaboss. Und genau so viel Geld nimmt er mit seinem Geschäft auch
ein! Nur dass der Pate diesmal übernatürliche Kräfte hat: Er kann fliegen, die
Erde erbeben lassen und seinen Gegnern mit purer Willenskraft das Herz stehen
bleiben lassen! Oder tut er am Ende doch nur so? Denn selbst "Scully"
bringt er immerhin für eine Sekunde ins Zweifeln.
Doch seien wir ehrlich: Scully hätte gegen den Paten keine
Chance, auch ohne übernatürlichen Kräfte.
Daher tritt nach ihr direkt noch eine weitere Person in den
Ring: Tom. Und irgendwie erinnert er mich immer mehr auch an irgendjemanden:
Ständig spielt er mit einer Münze in den Fingern herum, er wird zunehmend
besessener von seiner Mission und wirkt immer wahnsinniger... Es hat bei
mir eine Weile gedauert, doch dann hatte ich die Parallele auch hier: Two Face
aus der Welt Batmans! Ja, hat dieser Tom Buckley etwa auch noch eine Zweite
Seite, die er bisher nicht von sich gezeigt hat, und könnte das eventuell die
Auflösung dieses mysteriösen Thrillers sein?
Betrügereien oder Paranormale Aktivitäten? An dieser Frage
hängt sich der Film ja auf und während Anfangs die aufklärerische Seite klar
überwiegt, wird alles mit der Zeit immer undurchsichtiger und verworrener. In
der 2.Hälfte tauchen auch immer wieder Szenen auf, die irgendwie an Lynch erinnern:
Mit sehr bizarren Figuren und Situationen die plötzlich auftauchen und genauso
schnell auch wieder verschwinden ohne irgendwie erklärt zu werden. Allen voran
eine Art "Sprechstunde" von Simon Silver, wo er vor einer Person
allein vor einem roten Vorhang aber hinter einen dicken Linie Salz auftritt,
sich die Hände wäscht und das Handtuch dann in einem Safe einsperrt. Hä?
Dazu gibt es seltsame Anrufe, die niemand beantwortet,
Vögel die plötzlich im Kamikazeflug gegen Fenster und Türen donnern, explodierende
Lampen und mysteriöse Begebenheiten in der Vergangenheit der Hauptfiguren.
Leider ist der Film damit viel zu überfüllt und ich hatte auch oft den
Eindruck, dass da einige Szenen herausgeschnitten worden sind und das was übrig
geblieben deswegen etwas abgehackt und zusammenhanglos wirken könnte. So findet
man Tom plötzlich Bett neben Sally. Dann schafft er Sally zu zwei älteren
Personen, die man dann wohl als ihre Eltern identifizieren muss., Sie stehen in
einer Szene wortlos und bedeutungsschwanger vor ihrem Haus. Und später bekommt
der Vater dann auch noch einen Satz zu sagen.
Doch immer häufiger musste ich mich im 2.Teil des Films
fragen, was diese Szene denn nun wieder sollte. Möglicherweise würde man beim
2. oder 3.Mal sehen mehr Sinn darin erkennen.
Aber es gibt auch ein paar grobe Ungereimtheiten, wie z.B.
diese ganze Situation an der Uni. Dass es einen Physik-Lehrstuhl gibt, der
paranormale Aktivitäten wissenschaftlich erklärt, das kann ich mir ja noch
vorstellen. Aber dass es einen konkurrierenden Physik-Lehrstuhl gibt, der
Beweise für Übersinnliches erbringen will, und dabei auf weitaus größere
finanziellen Mittel zurückgreifen kann?
Was sich der spanische Regisseur und Autor des Films,
Rodrigo Cortés dabei wohl gedacht hat?
Ach, warum der Film überhaupt "Red Lights" heißt?
Ganz am Rande wird das sogar auch noch im Film erwähnt: Margaret nennt die
Anzeichen für die Berügereien "rote Lichter", nach denen es Ausschau
zu halten gilt. Also wenn der Wunder-Betrüger vor der Show seine Leute unter
das Publikum mischt, um deren Krankheiten und Geschichten herauszufinden, um
sie dann in der Show völlig überraschend damit zu konfrontieren. Aber wie so
vieles kommt das aber auch nur kurz erwähnt am Rande vor.
Letzten Endes konnte der Film bei mir mit seine Parallelen
und Anspielungen punkten. Falls es wirklich herausgeschnittene Szenen gibt wäre
das für mich ein Grund, den Film nochmal in einer Extended Version zu sehen
(auch wenn der Film so schon an 2 Stunden Länge heran kommt). Denn so wie ich
ihn gesehen habe ist er mir doch in der 2.Hälfte zu abgehackt mit zu vielen
plötzlichen Wendungen und Drehungen und unerklärten Bizzaritäten.