Donnerstag, 21. August 2008

Von Hebammen und Metzgern

Gestern Abend musste ich wieder daran denken, wie wir mit der Schule damals in der 10.Klasse auf dem Arbeitsamt zur Berufsberatung waren. Praktischerweise war das Arbeitsamt damals nämlich in unmittelbarer Nähe zu meiner Schule. Meine Güte, 10 Jahre ist das auch schon wieder her. Damals war so ein Berufstest am Computer die rießen Sensation, wo man über nen Fragebogen zu Interessen und Eigenschaften eine Liste mit Berufen bekam, die zu einem passen sollte. Und ich erinnere mich auch noch, wie da dann ganz oben auf meiner Liste stand, dass ich als Berufsberater beim Arbeitsamt einsteigen sollte und dieser Test für mich dann schonmal alle Glaubwürdigkeit verloren hatte.
Noch besser erinnere ich mich aber an einen Absatz aus dem Vortrag des Berufsberaters, als er uns alle ermutigt hat, einfach mal irgendwas zu machen, was uns Spaß machen könnte, um uns während der Ausbildung nochmal ganz anders orientieren zu können. Keine Angst vor der Umschulung sei dabei die Devise! Und als Beispiel hat er da von einer Hebamme erzählt, die während der Ausbildung gemerkt hat, dass das Kinder auf die Welt bringen so gar nicht ihr Ding ist. Dabei sei ihr aber erst in ihrer Hebammen Ausbildung aufgegangen, welchen Beruf sie für den Rest ihres Lebens ausüben möchte. Und mittlerweile war sie eine glückliche Metzgerin.

Zwar hatte ich danach genausowenig Angst vor Umschulungen wie vorher, aber Hebammen fand ich seitdem immer irgendwie ein wenig unheimlich.

Samstag, 16. August 2008

Niels Frevert

Da war ich heute einfach mal so auf der Suche nach neuer Musik und hab direkt mal nen Volltreffer auf meinen Geschmack gelandet: Niels Frevert.
Auf deutsch singt der gute Mann und malt ruhige, melancholische Klanggemälde, in denen die ironische Brechung nicht fehlt!

Hier eine kleine lyrische Kostprobe:

Und an der Stelle, wo die Sonne eben war
Bleibt ein Punkt, ein heller, türkisfarbener
Mit geschlossnen Augen und Flattern in den Armen
Steh ich in der Gegend, alle Lichter an - (pause)
Wie ein Baukran


Ich bin hin und weg und hab mir gleich das letzte Album Du kannst mich an der Ecke raus lassen bestellt, das mich nun bald durch diesen Herbst begleiten wird. Da singt er dann über den Baukran, die Waschmaschine das Gnu oder den schwedischen Wandschrank. Und eben das was man damit noch so alles verbinden kann. Und das ist erstaulicher Weise verdammt viel. Um es mit seinen Worten zu sagen:

Hier ist genug Platz für krumme Gedanken

Und so scheut er auch nicht davor zurück, Hildegard Knef zu covern (Ich möchte mich gern von mir trennen) oder KISS (I was made for lovin you) zu sampeln.
Erste Hörproben dürftet ihr bald in der rechten Spalte finden (einfach auf Play klicken).
Und wer noch mehr in seine Musik abtauchen will, kann das direkt hier tun mit: Niels Frevert - Du kannst mich an der Ecke raus lassen

Freitag, 15. August 2008

Wer anklopft, der hat schonmal die Tür gefunden

Eines der schönen Dinge in der Adventszeit ist ohne Frage ein Adventskalender (Mitte August ist es schließlich höchste Zeit, sich auf Weihnachten einzustimmen). Und bei einem Adventskalender freut man sich jeden Tag neu darauf, das richtige Türchen suchen, finden und öffnen zu dürfen.

Daran musste ich in letzter Zeit häufiger denken, wenn ich im strömenden Regen vor irgendwelchen Häusern stand und sich die passende Tür, hinter der Leute auf ihre Pizza warteten, einfach nicht finden ließ.
Und dabei sind die Häuser noch nicht mal die schlimmsten, die man von der Straße aus noch gar nicht sehen kann. Zwar ist es anstrengend, erstmal noch 100 Treppen von der Straße bis zum Haus hinaufzulaufen, aber immerhin ist man dabei zielstrebig auf dem Weg zu richtigen Eingangstür, bzw. zur richtigen Klingel. Ganz anders bei Häusern mit 8 Wohnungen und sage und schreibe 8 separaten Eingängen. Da gibt es dann auf jeder Hausseite 2 Türen, eine im Erdgeschoß und eine im ersten Stock, über eine separate Treppe erreichbar. Klingelschilder natürlich jeweils nur vor der entsprechenden Tür. Und da läuft man dann eben schwungvoll einmal ums ganze Haus, treppauf und treppab um dann frühestens bei der vorletzten Tür an der richtigen angelangt zu sein.
Ganz klasse sind auch Häuser, die sich hinter einem großen und in der Regel verwilderten Garten verstecken. Leute in solchen Häusern bestellen dann auch generell nur in regnerischen Nächten Pizza. Da tappt man dann im Dunkeln durchs Gestrüpp und sieht noch nicht mal die Äste, die einem ins Gesicht schlagen. Und einmal stand ich dann vor einer dunklen Tür und fand noch nicht mal eine Klingel. Statt dessen aber ein Seil. Nach einigem Zögern zieht man dann da dran und es ertönt das zaghafte Bimmeln einer Kuhglocke. Nachdem sich im Haus nichts rührt, zieht man dann doch etwas fester und scheint eine ganze Kuhherde in Bewegung zu setzen. Als die Tür dann geöffnet wurde, konnte ich mir das rießige Glocken-Mobile dann genauer anschauen und mich drüber freuen, dass sowas Dank der Erfindung der elektrischen Türklingel nicht in meinem Hausgang hängen muss.
Abenteuerlich ist es auch, wenn Leute ihre Häuser mit Eisenketten absperren. Und für gewöhnlich ist es nicht gerade der erste Gedanke: "Ah, Eisenketten! Da steig ich mal drüber und schau mich um!" Erst nachdem von allen anderen Seiten keine Wohnungstür gefunden worden ist, steigt man eben doch mal über die Absperrung und findet da dann doch tatsächlich den Weg zur Haustür. Und ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, wieso man dann auf die Frage "Gibt es noch einen anderen Weg zur Straße zurück als über die Absperrung steigen zumüssen?" ein völlig verständnisloses "Nein..." als Antwort bekommt.

Aber nicht nur außen um Häuser herumirren ist möglich, sondern auch in manchen Häusern kann man sich gewaltig verlaufen. Falls hier irgendwelche Architekten von mehrstöckigen Wohnhäusern mitlesen sollten: Wie besucherunfreundlich kann man ein Haus eigentlich konstruieren? Ganz vorne auf meiner Hitliste stehen dabei die Wohnungen der Krankenhausmitarbeiter auf dem Klinikumsgelände. Da gibts nämlich gleich mehrere von, die alle gleich "kreativ" aufgebaut sind, mit etwa 40 Wohnungen pro Haus. Wenn man ein Haus durch die Eingangstür betritt, steht man dann erstmal in einem rießigen Vorraum mit Pflanzen und Steinen. Der Raum reicht bis ans Dach des Hauses und an den Wänden entlang sieht man schon überall Eingangstüren zu Wohnungen. Wenn die aber nicht gerade im Erdgeschoß liegen, kann man diese Wohnungen nur über eines der zahlreichen Treppenhäuser erreichen, die man allerdings auch erst über Türen erreichen muss und man von der Eingangshalle aus nicht sehen kann. Von den Treppenhäusern aus erreicht man aber auch nochmal Wohnungen, die keine Wohnungstür zur großen Eingangshalle hin haben. Also zusammengefasst: Selbst wenn man Glück hat und die richtige Tür sieht, heißt das noch nicht, dass man den Weg dorthin sieht oder auch nur erahnen kann.

Sogesehen weiß ich eigentlich nicht, ob ich mich jemals wieder über Adventskalender freuen kann. Aber bis ich das herausfinden kann, bleiben ja noch ein paar Monate Zeit.