Mittwoch, 31. Dezember 2008

Das Jahr in Tönen

Ich gebs zu: ich steh auf Rückblicke.
Aber eigentlich will ich hier gar nicht so sehr zurückblicken, als viel mehr zurückhören.

Da wäre zum einen Mal der Niels Frevert, der sich dieses Jahr in meinen Ohren festsetzen konnte. Seinen eigenen Eintrag hier im Blog hatte er ja schon.
Und ich kanns nur nochmal empfehlen, bei ihm mal reinzuhören. Hier eine schöne Liveaufnahme von "Waschmaschine", das ich mein "Lied des Jahres 2008" nennen möchte:


Autos rauschen, Blätter wehen
Man weiß nicht von woher
Stunden verinnen irgendwohin
In der Waschmaschine wär noch Platz gewesen.


Darauf folgt dann direkt meine nächste Neuentdeckung: Amy MacDonald!
Etwas vor Ostern muss ich ihren "Mr Rock & Roll" zum ersten Mal gehört haben und fands sofort klasse. Und wenn sie dann im Februar in Stuttgart sein wird... dann werde ich da auch sein!

"I wish I knew you before"

Nach Deutschland und Schottland geht meine Nummer 3 für dieses Jahr nach... Belgien! Ich weiß gar nicht mehr genau wie ich ausgerecht auf den belgischen Sänger Milow gestoßen bin. 2 wunderschöne Alben hat er da gemacht und es kursieren auch ein paar sehr innovative Coverversionen von ihm, z.B. wie er mit seiner Gitarre 50 Cent neuinterpretiert. Dass er noch so relativ unbekannt ist, sollte sich schleunigst ändern und dahe mein Highlight für 2008: "You don't know"

An ocean, a lake I need a place to drown
Let's freeze the moment 'cause we're going down


Wir bleiben vorerst auch in Europa, da meine Plätze 4 und 5 beide nach Spanien gehen.
Amaral haben sich dieses Jahr wirklich übertroffen mit ihrem neuen Doppelalbum "Gato Negro Dragón Rojo". Den Kamikazeflug in die Ewigkeit kann ich da also auch nur weiterempfehlen.

Vuelo Kamikaze a la eternidad

Und Platz 5 für La oreja de van Gogh. Nachdem sich die Sängerin der Band letztes Jahr von ihren Jungs getrennt hatte dachte man ja, das sei das aus für die Band. Aber dann kamen sie doch recht überraschend mit neuer, gecasteter Sängerin zurück, und zwar frischer denn je! Der letzte Walzer war das also noch lange nicht:


Como casi siempre cuando algo se muere
Nace la nostalgia buscando un corazon


Platz 6 geht dann wieder zurück nach Deutschland. Und zwar an Kettcar, meinen Live-Act des Jahres. Das schönste LIed ihres neuen Albums haben sie in Tübingen zwar nicht live gespielt, aber was solls: "Verraten"

Weil das Kind das gegangen ist
Nun vor dem Haus stehend erkennt und vermisst
Dass es kein Kind mehr ist


Und zum Schluß dann doch noch raus aus Europa, und zwar nach Kanada. Denn auch Alanis Morissette hatte dieses Jahr endlich wieder eine neue Platte rausgehauen. Vielerohrs wurde sie als überproduziert empfunden, aber ich fand sie dennoch gelungen. Insgesamt ist sich Frau Morissette treu geblieben, wobei sie gleichzeitig neues ausprobiert hat. Und weil es auch inhaltlich irgendwie mein Jahr am besten wiedergibt, hier auf meinem Platz 7: "Moratorium"

I do need a breather from the flavors of entanglement

Dienstag, 30. Dezember 2008

Katzen und Fliegen - Die Synthese

"Für seine Nachbarn war er quasi so etwas wie der Typ von nebenan..."

Das Thema Katzen & Fliegen der letzten Tage möchte ich nun noch mit einer Zusammenführung beider Motive abschließen. Die Warnung vorweg: Es wird wieder Mord und Totschlag geben, allerdings erst in den letzten Sekunden. Also einfach etwas früher abschalten, wenn man sonst für den Rest des Jahres nicht mehr schlafen könnte!


Montag, 29. Dezember 2008

Die Fliege auf der Windschutzscheibe

Jaja... da waren vielen also die letzten Clips zu unheimlich oder zu eklig.... und überhaupt kann man die ganzen Special Effects im Fernsehen ja schon nicht mehr sehen...

Hier ist also was kuschliges und knuffiges. Und es stirbt diesmal auch ganz sicher keine Katze. Versprochen. ^^

Sonntag, 28. Dezember 2008

Psychopath sucht Frau

Beim Stichwort "Dating" hab ich gestern doch glatt eine ganz wichtige Berufsgruppe vergessen, die jetzt auch im Fernsehen ihre Traumfrau sucht: Die Bauern.

Weitere Dating-Shows für soziale Randgruppen werden bestimmt bald folgen:



Achtung! Es wird wieder eine Katze dran glauben müssen!

Samstag, 27. Dezember 2008

Ich kam, sah fern und ging wieder

Weihnachten im elternlichen Haus... da gibt es zwar kein Internet (und sogar die Nachbarn haben ihr W-Lan neuerdings passwortgeschützt), aber immerhin Fernsehen. Also habe ich mal wieder die Gelegenheit genutzt und das getan, was ich hier in Tübingen eigentlich bewusst nicht tue: Fernsehen. Und es gibt da ja auch so manches sehenswerte! So kann man fast an jedem Abend auf irgend einem Sender einen Tatort anschauen. Dickes Plus.

Da ich Gerüchte gehört hatte, dass jetzt auf den Musik-Sendern wieder mehr Musik laufen soll, hab ich dann auch da häufiger vorbeigezappt. Aber irgendwie scheint da der Schwerpunkt noch immer auf Trickserien und Dating-Shows zu liegen. Da suchen z.B. Eltern für ihre Töchter neue Dates, weil ihnen der derzeitge Freund nicht gefällt, oder Mütter daten erstmal selber junge Burschen, bevor sie ihre Töchter da ran lassen. Viel beliebter scheint sogar eine Hybrid-Züchtung aus Dating- und Casting-Show zu sein: Irgend ein seltsamer Rapper-Zwerg sucht aus mehreren Bewerberinnen die "große Liebe" (anscheinend schon in der 3.Staffel). Oder aber eine doch ziemlich gutaussehende Frau weiß noch nicht, ob sie lieber nen Mann oder ne Frau will und sucht deshalb einfach mal parallel beides.
Dass die Leute, die da mitmachen immerhin ihren Spaß dran haben, das kann ich ja noch ein wenig verstehen... aber warum sollte man sich das anschauen wollen?
Viel besser sind da diese ganzen Trickserien allerdings auch nicht. In South Park findet man die singende Scheiße unterm Weihnachtsbaum, oder man kann in einem Big-Brother ähnlichen Format verschiedene Comic-Figuren bei ihren sexuellen Eskapaden beobachten. richtig schlimm wirds aber erst nach Mitternacht: Stoffpuppen im Stile der guten alten Muppet Show, die offensichtlich ein Problem mit Dauer-Masturbation haben. *urgh*

Ach ja, wo ich es schon erwähnt hatte: Big Brother gibt es auch schon wieder neu. Zum Glück hat da mittlerweile auch schon lang niemand mehr versucht Musik zu machen. Statt dessen werden die Kandidaten jetzt dann wohl so gecastet, dass man möglichst viele Pärchen zusammen bringen kann. (siehe auch: Dating Shows)
Dann gibt es noch für jeden Scheiß eine extra Chart-Show: die 100 tollsten Weihnachtslieder, die 100 erfolgreichsten Lieder des Jahres 2008, die 100 schlechtesten Lieder überhaupt, etc. etc. etc. Und was richtig traurig ist: selbst in diesen Shows gibt es nur sehr wenig Musik sondern hauptsächlich blöde Kommentare zu den Liedern.
Die Simpsons werden immer schlechter, von CSI gibts nur Wiederholungen oder billige "wir ermitteln am Tatort"-Kopien, die man sehr gut daran erkennt, da sie das Wort "Criminal" im Titel haben. Nachmittags hat man stets eine besonders große Auswahl an Talkshows, Gerichtsshows oder Kochshows. Und je später der Abend, desto nackter und dummer die "Quizshows". Kein Wunder, dass da auch immer mehr Leute auswandern.

Wer sich nun denkt: "Ach, so ein bischen Verrücktes im Fernsehen, das kann doch nicht schaden!" dem empfehle ich folgenden Clip. Katzenfreunde aufgepasst!!!

Freitag, 26. Dezember 2008

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Hey guys! It's Christmas Time!

Wo gewöhnliche Adventskalender in den Müll wandern, gehts hier im Blog erst so richtig los! Im Jahres-End-Countdown gibts jeden Tag ein kleines Schmankerl!

heute: Weihnachten mit Sufjan - Teil II

Dienstag, 16. Dezember 2008

grüne Weihnacht im Hörsaal

So, erstmal noch in paar Nachträge aus dem letzten Post:

- Mich hat niemand mehr angerufen, der sich mit der Gabi treffen wollte. Gut für mich. Könne aber auch heißen, dass für die Gabi alles zu spät ist. Und ich konnte auch niemanden mehr zur Feier meines Mitbewohners einladen. Aus Insiderquellen hab ich hinterher nämlich erfahren, dass 2/3 der Leute abgesagt hatten (und darf man mich auch dazu zählen, denn ich war ja woanders *g*). Wahrscheinlich hätten da ein paar jungebliebene Mitvierziger aus Sachsen-Anhalt die Stimmung nochmal deutlich heben können. ^^

- Die Gewinnnummer im Adventskalendergewinnspiel lautet: 16. Aber seht selbst.

Und schon stellt sich mir da die nächste Frage: Können Laptops einen Wackelkontakt haben? Das hat nämlich diese technisch weniger bewandte Professorin aus jener Vorlesung behauptet, von der ich euch schon ein paar mal erzählt habe. Neuerdings hat sie nämlich eine technische Assistenin dabei, die vor der Vorlesung kommt, Laptop und Beamer aufbaut und dann pünktlich zu Beginn der Vorlesung wieder verschwindet. Und diese Woche hat sie alles eingestöpselt und angemacht und es ging nicht. Also es gab kein Bild an der Wand. Da hat sie sich dann erstmal daneben gesetzt und gewartet bis die Professorin kommt. "Ich hab schon alles versucht aber es geht nicht!" hieß es dann. Ein Typ aus der zweiten Reihe ist dann aufgestanden, hat am Laptop zwei Tasten gedrückt und es ging. Ich tippe auf "Fn" + "F8" oder so und wahrscheinlich hätt ich das auch hinbekommen, aber ich saß zu weiten hinten. ^^
Selbstverständlich lag das dann nicht an der Assistentin, sondern am Laptop, der eben einen Wackelkontakt hatte.
Und diese Woche waren alle Farben grün. Und das lag natürlich an Weihnachten.
Es gibt noch SO VIEL, was ich in dieser Vorlesung lernen muss!!!

Aber auch andere Vorlesungen führen immer wieder zu spannenden Erkenntnissen. Da wäre ja dann noch meine Vorlesung über die Moderne, wo es auch eine Professorin gibt. Die ist z.B. so modern, die kommt immer etwa 10 bis 15 Minuten zu spät zu ihrer Vorlesung. Nun ging es vor ner Weile also um das "moderne Ich" und die Krise des Ichs. Da hat sie am eigenen Beispiel versucht zu erklären, dass heute nichts mehr an ihr dran ist, was auch schon als 14jährige an ihr dran war. Das fand ich schon etwas seltsam, denn an mir sind schon noch so ein paar Sachen dran, die mit 14 auch schon dran waren. Naja, hab mir nichts weiter bei gedacht. Aber für morgen hat sie sich nun ein Thema rausgesucht, dass sie besonders passend für Weihnachten findet: Im Rahmen von modernen Geschlechterrollen werden wir über das Aussterben der Männer vorgelesen bekommen. Ob das alles in einem Zusammenhang steht? Auf jeden Fall werde ich v.a. auf alle Bilder achten, ob die auch grüner sind als sonst. Weil es ist ja Weihnachten.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Vom einsamen Manfred, u.a.

Seit ich mit meiner neuen Brille unterwegs bin, geh ich sogar wieder mit neuer Begeisterung in Vorlesungen! Da kann ich mich jetzt nämlich irgendwo hinten hin setzen und seh bis vorne immer noch alles haarscharf! Und auch wenn ich durch die Stadt laufe, erkenne ich die Leute jetzt schon von weitem! Ich bin ganz hin und weg.

Trotzdem konnte ich heute 2 Dinge nicht kommen sehen: Zum einen wurde ich heute in der Vorlesung angesprochen, wie klasse es ja am Samstag bei der Party in meiner WG werden würde. Aber sowas muss man mir ja nicht vorher mitteilen. Aber zum Glück konnte ich mich gar nicht so sehr aufregen, weil ich mir an entsprechendem Tag eh erst Geld verdienen und dann bei anderen, viel netteren (!) Leuten feiern werde. So. Mittlerweile bin ich sogar auch in die eigene WG "eingeladen" worden.

Und dann klingelte heute Abend auch noch mein Telefon. Und zur Abwechslung hatte ich sogar mal Lust, ran zu gehen. Das kommt nämlich nicht ganz so oft vor. Denn eigentlich telefoniere ich nicht gerne und seit ich es auch noch geschäftlich tue nochmal weniger.
Und gerade wenn dann irgendjemand anruft, der nicht in meinem Adressbuch gespeichert ist oder gar noch die Nummer unterdrückt, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit gegen Null, dass ich da ran gehe. Aber eben heute bin ich bei unbekannter Nummer ran gegangen... und hätte ich es nur nicht getan.
eher älterer Typ mit Ossi-Dialekt: Hallo, hier ist der Manfred aus Magedeburg und ich habe Interesse!
Ich: WAS?
Manfred: Na, ich habe die Anzeige gelesen und ich habe Interesse!
Ich: Interesse an W A S ???
Manfred: Was trinken gehen, gemütliches Beisammen sein... und was sich eben ergibt.
Ich: Da müssen sie sich verwählt haben, ich habe keine Anzeige aufgegeben.
Manfred: Ja ist da denn nicht die Gabi, 45 Jahre....
Ich: GANZ SICHER NICHT. (ich lege auf)

Bei allem was Recht ist: Hör ich mich denn an wie ne 45jährige Frau die Gabi heißen könnte? Aber echt. Zur Zeit hoffe ich noch, dass mich da irgendwer verarschen wollte oder sich tatsächlich verwählt hatte, und nicht wirklich irgendwo in Sachsen-Anhalt eine Anzeige mit meiner Telefonnummer drin existiert.

Falls doch könnte ich mir allerdings überlegen, diese ganzen Männer dann alle am Samstag zur Party von meinem Mitbewohner einzuladen. Das wäre doch mal ein Spaß!
muahahaha

Sonntag, 30. November 2008

Advent und die Türchen und so

Advent, Advent... ne oder? Kommt mir noch viel zu früh vor. War dieses Jahr irgendwie nur halb so lang wie sonst?

Advent, Advent... mein Knie brennt aber immerhin schon. Lichterloh. Gestern musste ich nämlich mal wieder Pizza ausfahren und ich bin wirklich schwer beeindruckt, dass die Pizza tatsächlich dampfend und heiß beim Kunden ankommt, auch wenn ich selbst schon fast erfroren bin. Und sogar dann noch, wenn ich auf der Suche nach der Haustür einmal in tiefster Nacht ums ganz Haus laufen muss. Praktischerweise war ja an der Gartentür ein Lichtschalter, den ich brav betätigt hatte. Nur zu dumm, wenn man dann gerade nach der Lieferung die Hälfte vom Rückweg hinter sich gebracht hat und dann plötzlich alle Lichter ausgehen. Was soll man da dann tun, im Dunkeln in einem fremden Garten? Warten bis es wieder hell wird? Leider keine Option. Also eben vorsichtig weiter laufen und das Beste hoffen. Gestern ist das aber ausgeblieben und mich hats derbe ein paar Treppenstufen nach oben gebrezelt. Und jetzt ist mein Knie kaputt. Toll. Und wann krieg ich ein Neues? Zurück im Laden durfte ich mir dann erstmal ne Kompresse drüber kleben und dann nur noch im Auto weiter fahren. Diesem Umstand durfte ich es dann wohl verdanken, dass ich in den folgenden Stunden zwar die Kompresse durchgebultet habe, aber meine Hose nur von Innen. Óle-óle!
Ich kann also hoffen, dass unsere Waschmaschine nicht wieder in Streik tritt, weil ich sie hier am 1.Advent bemühen muss, Blut aus meinen Klamotten zu waschen.
Aber das Leben ist halt kein Ponyhof.

Advent, Advent... wenn auch ihr jetzt also mal nach Türchen suchen wollt, aber in einem kontrollierteren und ungefährlicheren Umfeld, dann könnt ihr das ab morgen hier im Adventskalender tun.
Ich selbst hab mich zur Abwechslung auch mal hinter einem Türchen versteckt, bzw. ich hab mich verstecken lassen. Und ich weiß selber nicht wo. Wer mir also als erstes sagen kann (also bevor ichs selber herausfinde), hinter welcher Nummer ich auftauche, dem oder der werde ich dann meinen nächsten Arbeitsunfall widmen.
Also Leute, strengt euch an!

Montag, 24. November 2008

Und die Blinden werden sehen

Mo Nachmittag kur vor Beginn der Vorlesung, 4.Reihe, ziemlich genau in der Mitte. PowerPoint Präsentation über die ganze Wand, die Überschrift dick und fett.
Die Professorin bestand darauf, dass man ab jetzt in jeder Sitzung einen Beamer in den Hörsaal trägt, weil sie selbst mit dem Tageslichtprojektor nicht umgehen konnte. In Marburg, wo sie sonst unterrichtet, sind die Tageslichtprojektoren wohl schon ausgestorben. Daher war ich ja schon darauf gefasst, dass sie mit dem Beamer auch irgend einen Unsinn anstellt und dann behauptet, dass das alles nur an Tübingen liegt.
Und tatsächlich war dann das Beamerbild auch irgendwie unscharf und ich musste mich anstrengen, um die Überschrift deutlich lesen zu können. Doch irgendwie schien das außer mir niemanden zu stören, bzw. hatte ich sogar den Eindruck, dass selbst die Leute hinter mir die Präsentation besser lesen konnten als ich.
Durch diesen Vorfall zum Nachdenken angeregt bin ich dann direkt im Anschluß an die Vorlesung zum Optiker gegangen und bekam dann die Bestätigung: ich brauch dringend eine neue Brille. Damit werde ich mir dieses Jahr nun also ein ziemlich teures Weihnachtsgeschenk selbst schenken und bin aber im Großen und Ganzen beruhigt, weil das endlich erklärt, warum ich in letzter Zeit häufiger Kopfweh habe und müde bin.

Bis ich also meine neue Brille in Besitz nehmen kann muss ich mich also erstmal noch eine Weile den nahe liegenden Dingen widmen, und was wäre naheliegender als mein eigener Name und die Anagramme, die man daraus machen kann. Bisher haben mir Leute ja gesagt, dass mein Name zu anstrengend sei, um daraus sinnvolle Anagramme machen zu können. Und tatsächlich waren meine bisherigen Bemühungen erfolglos, bis ich jetzt im Internet eine Seite gefunden habe, die einem die Arbeit abnimmt und zahlreiche Anagramm-Vorschläge liefert. 75% dieser Vorschläge sind völlig sinnfrei, aber die anderen 25% haben es wirklich in sich.
Und so kann ich hier jetzt voll stolz die Top-Anagramme meines Namens präsentieren:

- Laien entschwirrt (wusst ichs doch schon immer!)
- er wartet sinnlich ( ^^ )
- sittlicher warnen
- wir lernen attisch (altgriechischer Dialekt um Athen beheimatet)
- Talenten Irrwisch
- entwaechst Nil irr
- entwirrt Nil-Asche
- naechster Nil Wirt (meine ägyptischen Freunde wirds freuen!)
- winterlichen Rats
- Lawinen Trichters (passend zur Jahreszeit)
- Weltansicht irren
- Sternenlicht Iwar (wie poetisch)
- Ninas Weltrichter (welche Nina? oder doch die Anni?)
- irre LAN entwischt
- latent irr wichsen (was das mit mir zu tun haben soll... )
- Eintracht Winsler (das wär doch mal ne Fußballmanschaft)
- innerlich Stewart

Und mein absolutes Highlight:
- war Lenins Rettich

Und hier der Link zur entsprechenden Seite.

Samstag, 15. November 2008

Die Post-Theorie des Da-Seins

Für alle, die es vielleicht noch nicht mitbekommen haben: die Postmoderne ist schon längst wieder vorbei. Da braucht man auch gar nicht lange diskutieren. Vielmehr kann man sich aber darüber streiten, in was für einem Zeitalter wir heute denn leben sollen. Die gängigsten Namen wären dabei "Computerzeitalter" oder "Zeitalter der Globalisierung". Was allerdings gar nicht geht ist "Post-Postmoderne". Wo kämen wir denn da hin! Dann könnten wir ja gleich sagen, dass wir in der Post-Post-Post-...-PostSteinzeit leben. Und was bitte soll man denn mit so viel Post machen?

Und damit wären wir auch schon beim heutigen Blog-Thema: Post.
Das Hasenbühlinstitut für empirische Post-Forschung hat nun nämlich die ersten Ergebnisse veröffentlicht. Und zwar ist es evident, dass man umso mehr Post bekommt, desto weniger man zu Hause ist. Während die Versuchspersonen, die sich den ganzen Tag nicht in ihrer eigenen Wohnung aufhielten, Abends jeweils einen Stapel Post vor ihrer Türe vorfinden konnten, mussten die Personen, die jeweils zu Hause waren wenn der Postbote an der Tür klingelt, hauptsächlich die Post ihrer abwesenden Mitbewohner die Treppen hoch schleppen. Die Abwesenheit in Stunden ist dabei direkt proportional zu Volumen und Gewicht der Post. Das alleinige Da-Sein reduziert die empfangene Menge an Post erheblich.
Dennoch empfiehlt das Hasenbühlinstitut, das eigene Dasein nicht zu beenden, sondern auf Sonn- und Feiertage zu beschränken.

Sonntag, 9. November 2008

1000 Pizzen für 1000 Besucher

Wow! Ich war live dabei bei der SWR3-Party-Nacht in Tübingen... live dabei am Radio während ich arbeiten musste. Und auch wenn angeblich ganz Tübingen Party gemacht hat, so waren es immerhin doch noch genug Leute, die zu hause gesessen sind und sich Pzza bestellt haben. Oder aber auch im Geschäft waren und sich ihre Pizza abholen gekommen sind. Und das waren mal extrem viele Leute, so dass man eine Zeit lang kaum noch zur Tür reinkommen konnte, weil so viele Leute rumgestanden und rumgesessen sind. Immerhin war auch einer meiner Lieblingskunden da, der wie immer "eine Pizza mit Schinken und Pilz" bestellt hat.
Ansonsten war Arbeit irgendwie anstrengender als sonst, keine Ahnung warum. Ich mache zwar weiter Fortschritte beim Pizzabacken, doch gleichzeitig muss ich feststellen, dass es immer wieder mal eine "Zutat des Tages" gibt, die ich vergesse. Letzten Freitag waren das Jalapeños, aber am Samstag war das dann ausgerechnet der Käse, der häufiger mal gefehlt hat. Und das blöde ist, dass die fertig gebackene Pizza ohne Käse sofort sehr merkwürdig ausschaut, aber man doch länger braucht bis man lokalisiert, was überhaupt fehlt.

Und dann noch ein paar Infos an den oder die Unbekannte(n), die mir gestern während der Arbeit versucht hat, eine SMS zu schreiben:

1. SMS am besten IMMER an meine Handynummer schicken, und nicht an meine Homezone-Nummer. Die freundliche Computerstimme, die mir da dann die SMS vorliest ist leider nur sehr schlecht zu verstehen und verschweigt mir zudem auch immer den Absender.

2. Falls ich das mit "James Bond" und "spontan" richtig verstanden hatte: Ich musste arbeiten und hatte keine Zeit.

Aber nun auch noch zu etwas Erfreulichem: Über 1000 Besucher haben sich nun also schon diese Seite angeschaut! Und das finde ich natürlich schön, dass manche Leute immer wieder hier her kommen. Da ich ja nun nicht genau sagen kann, wie viele 100 Besuche da nun auf die Frau Christine M. zurück gehen und zu welchen Anteilen auch andere Leute hier unterwegs sind, sei mein Dank einfach mal allgemein in die Runde gestreut.

Aus diesem Anlass habe ich auch keine Kosten und Mühen gescheut, um einen ganz besonderen Menschen hier ans Mikrofon zu bitten. Für alle, die noch ein paar Minuten Zeit haben und nicht in Bibliotheken oder anderen stillen Plätzen sitzen und sich vom Arbeiten abhalten lassen (es sei denn sie haben Kopfhörer dabei), wird nun Sufjan Stevens seine bewegende Ballade über den Massenmörder John Wayne Gacy Jr. zum Besten geben. Viel Spaß dabei!

Dienstag, 28. Oktober 2008

Der Phönix unter den Waschbecken

Montag Abend.. der erste Abend seit 2 Wochen, den ich mal wieder in den eigenen 4 Wänden verbringen durfte. Ansonsten war ich nämlich immer arbeiten oder hab mich mit anderen Leuten getroffen (so viel Zeit muss schließlich auch sein). Meine Pläne waren ja eigentlich ganz gemütlich kochen und während dem Essen dann DVD schauen. Aber da war ja noch das kapputte Waschbecken und der Björn, der ausgerechnet jetzt zu unseren Vermietern gehen musste und Bescheid sagen, dass da mal jemand was reparieren muss. Praktischerweise macht er das 10 Minuten, bevor er selbst das Haus verlässt, damit ich mich allein darum kümmern kann.

Die Geschichte vom Waschbecken hatte dabei anscheinend schon Mitte letzter Woche begonnen, als das Dichtung nicht mehr ganz dicht war und der Achim die dann mit Kaugummi wieder erfolgreich geklebt haben soll, bis es dann eben am Samstag endgültig hinüber war. Bzw. war das die Meinung vom Björn, der da nun nicht nur ein neues Spülbecken sondern auch eine komplett neue Arbeitsplatte haben wollte. Aber dann kam der Frank unser Vermieter. Und irgendwie bin ich immer allein in der Wohnung, wenn der Frank kommt und irgendwas reparieren will. Und das will ich mir auch gar nicht entgehen lassen und bin da auch sofort beim zuschauen und zuhören dabei. Denn sonst wären mir auch gestern Abend wieder Sprüche entgangen wie: "Dieses Abflußrohr ist ja so dreckig und eklig, das würde sofort einen Comedy-Preis im deutschen Fernsehen bekommen!" Ebenso einen Preis hätte dann sicher auch das Zeug bekommen, dass da so weiß und nach Pfefferminz riechend überall am Dichtungsring geklebt ist und sich tatsächlich als Achims Kaugummi herausgestellt hat.
Auf jeden Fall war Björns Weltuntergangs-Stimmung wieder mal völlig unangebracht und das ganze hatte einfach nur eine größere Mutter und eine größere Schraube gebraucht, um jetzt dann wieder 30 Jahre einwandfrei zu funktionieren (nach Franks Prognose). Alternativ hätte man auch im Baumarkt für 2,50 Euro ein neues Plastikteil kaufen können. Aber wozu sinnlos Geld ausgeben, wenn man andere Sachen schon im Keller liegen hat.

Und was mir zum Thema Luxus gleich mal noch einfällt:
Letztens kam jemand zum Pizza bestellen in den Laden und wurde auf freundlichste Weise von mir bedient. Und der wollte: eine Maxi-Pizza mit Peperoni und Champagner. Und zwar alles für 1 Euro.
Ich war erstmal völlig verwirrt und wusste nicht, wie ernst ich das hier nehmen soll. Erst nach und nach stellte sich dann heraus, dass sein deutsch nicht ganz so gut war und er einen Gutschein hatte, auf dem ganz groß 1 Euro stand. Er bekam seine Pizza also um 1 Euro billiger und statt Champagner wollte er dann doch lieber Champignons, nachdem ichs ihm ins Englische übersetzt hatte, was er ursprünglich bestellt hatte.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Mitbewohner allein zu Haus

Was gibt es schöneres als Abends nach einem anstrengenden Arbeitsabend seinen schmerzenden Rücken auf müden Beinen nach Hause zu schleppen, um dann in aller Herzlichkeit von seinen Mitbewohnern begrüßt zu werden:

Am Freitag sah diese Begrüßung so aus, dass ich nach Hause kam und die Waschmaschine sich dazu entschieden hatte, die Wäsche (zum Glück nicht meine!) lieber noch dreckiger zu machen, als sauber. Als neutraler Vermittler konnte ich dann herausfinden, dass die arme Waschmaschine in den Streik getreten war, weil man sie zu voll gestopft hatte und sie unter dieser Last schlichtweg zusammengebrochen war. Noch am selben Abend konnte unter dem Versprechen auf bessere Arbeitsbedingungen (weniger Wäsche, niedrigere Temperaturen, regelmäßigere Reinigung des Fussel-Filters) eine Einigung gefunden werden. Trotzdem bin ich nun etwas skeptisch, was passieren wird, wenn das nächste mal meine Wäsche gewaschen werden will...

Am Samstag hatten meine Mitbewohner dann sogar extra für mich ein Plakat in der Küche aufghängt: "Achtung! Spülbecken nicht benutzen! Läuft aus." Und was gibt es besseres, als Samstag Nachts mit nem kaputten Abfluß allein in der Küche zu hocken? Es kam aber noch besser, als einer meiner Mitbewohner dann nach Hause kam. Anscheinend hatte beim letzten Abwasch-Versuch der Abfluß geleckt (und die Drecksbrühe sei über die Socken der neuen Freundin von meinem Mitbewohner gelaufen, die sich wahrscheinlich schwerst traumatisiert in Behandlung begeben muss). Und dann kam wohl irgendjemand auf die Idee, einfach mal etwas am Abfluß rum zu schrauben mit dem Resultat, dass wir jetzt ein komplett neues Spülbecken brauchen. Und da das alles heute Abend passiert sei, weiß unser Vermieter noch nichts davon und das könne ich ihm ja dann morgen sagen, weil ich den ganzen ja eh als einziger zu Hause sein werde... Und wie ich mich da freue. Aber ich glaube ja fast, dass sie dann Abends schon wieder rechtzeitig zurück sein werden, wenn ich dann erneut zum Arbeiten muss, um sich wieder was neues einfallen zu lassen.

Aber jetzt freu ich mich erstmal, dass die Nacht eine Stunde länger sein wird! (falls nicht noch spontan die Zeitumstellung kaputt geht oder sowas...)

Montag, 20. Oktober 2008

Übermotivierte Dozenten, Uni-Urlaub und eine Modenschau

Jetzt hat ja gerade ein neues Semester angefangen und so war auch ich wieder mal in einer Politik-Vorlesung. Irgendwie muss man ja auf seine Semesterwochenstunden kommen. ^^
Außerdem ist eine neue Professorin aus Marburg da, die hier die Vertretung für eine Professur übernommen hat. Und die hat uns dann zu Beginn der Vorlesung sehr motiviert von ihren Lehrstrategien und Zielen erzählt (so von wegen: den kreativen Denkprozess anregen und interaktiver Unterricht usw.). Sie will dann auch immer wieder mal während der Vorlesung Zeit lassen, wo wir uns untereinander austauschen können, in kleinen Gruppen. Insgesamt waren nur etwa 50 Leute in dem rießigen Vorlesungssaal und sie tat mir schon etwas Leid als sie dann so gemeint hat, dass in Marburg die Vorlesungen besser besucht seien. Und dann hat sie uns noch empfohlen, während der Vorlesung mitzuschreiben, am besten auf 3 verschiedenen Blöcken (einen für Inhalt, einen für Fragen und einen für eigene Gedanken). Denn das möchte sie uns ganz nahe legen: dass wir spontane Ideen und Gedanken sofort aufschreiben sollen, wenn sie uns durch den Kopf gehen. Da hab ich mir dann gleich notiert: "Wieder mal was in meinen Blog schreiben!"
Aber mal im Ernst: Ist in Marburg die Welt wirklich komplett anders?

Neben dem Arbeiten beim Pizza-backen und fahren war dieser Uni Tag heute aber mal total entspannend. Die meiste Zeit konnte ich sitzen und mein Rücken scheint sehr dankbar dafür zu sein. Und auch meine Hände sind sichtbar erleichtert, dass ich sie mal einen ganzen Tag lang weder mit nem Messer geschnitten habe, sich noch an heißen Blechen verbrennen mussten und ebensowenig nachts auf dem Mofa vor Kälte rot und steif geworden sind. Und wenn ich anderen Leuten zuhören musste, war es überhaupt nicht schlimm, wenn ich mit den Gedanken woanders war oder was nicht verstanden hatte, bzw. hat es noch nicht mal jemand gemerkt. Und dann durfte ich auch noch ein bischen in Büchern lesen... Insgesamt kann ich eigentlich nur erneut feststellen: Uni ist irgendwie wie Urlaub und ich kann nicht verstehen, warum manche permanent im Stress sind, wenn sie doch nichts anderes als Uni machen müssen.
"Fürs Examen lernen" will ich allerdings mal als Ausnahme zulassen, solang ich da noch keine eigenen Erfahrungen liefern kann.

Und zum Abschluß noch eine kleine Pizza-Fahrer-Anekdote aus dem Altenheim. Denn da war ich letztens auch mal spät Abends. Ein Pfleger in der Nachtwache hatte bestellt und ich sollte mit dem Aufzug ins Obergeschoß fahren. Wahrscheinlich aus Rücksicht zu den alten Menschen fährt im Altenheim auch der Aufzug sehr langsam und so hatte ich Zeit, mir die Plakate näher anzuschauen, die da drinnen so hingen. Und ein anstehendes Highlight im Altenwohnheim ist die bevorstehende Herbstmodenschau mit anschließendem Verkauf. Bei Kaffee und Kuchen werden dabei "Models aus den eigenen Reihen" die aktuelle Herbstkollektion präsentieren.

Montag, 13. Oktober 2008

Mut zur Reifenpanne

Letzte Woche habe ich als Abwechslung zur Pizza auch mal Suppe durch die Gegend gefahren, allerdings in privater Angelegenheit. Und eigentlich bin ich auch nicht selber gefahren, sondern bin im Bus mitgefahren. Der war dann auch wieder mal gesteckt voll und ich konnte ich grad noch so mit meiner Suppenschüssel auf einen freien Platz quetschen, bevor die Leute nach mir dann überall im Gang stehen mussten. Und das war sogar so ein Ziehharmonika-Bus, also ein doppelt so langer. Während ich mir noch Gedanken mache, wie ich mich denn dann mit meiner Suppe durch die Menschenmassen drücken soll, wenn ich aussteigen muss, löst sich diese Problem ganz von alleine: ein es tut einen lauten Knall und der Bus bleibt stehen. Quer über 2 Spuren in der Wilhelmstraße, direkt vor einer Baustelle. Ein Hinterrad ist geplatzt und der Busfahrer ist erstmal ziemlich ratlos, was er tun soll. Alle Leute, inklusive mir, steigen derweil aus. Ein paar regen sich auf, weil sie nicht rechtzeitig dort ankommen werden, wo sie hin wollten. Ein paar Neugierige müssen sich natürlich auch sofort den geplatzen Reifen anschauen und blockieren damit auch noch die dritte Spur, zur Freude aller übrigen Verkehrsteilnehmer. Vereinzelt konnte man aber auch Leute sehen, die einfach nur ihre Suppenschüssel festgehalten hatten und denen alles irgendwie egal war.
Dann kam ganz überraschend die Meldung vom Busfahrer: Wir fahren weiter!
Da die Hinterreifen jeweils doppelt besetzt sind, sollte der Bus also seine gesamte Runde fertig fahren und dann am Bahnhof ausgetauscht werden. Alle Leute durften also wieder einsteigen, nur wollte irgendwie keiner mehr mit diesem Bus fahren. Und so sind außer mir nur noch 2 weitere Leute eingestiegen, in den vorderen Teil des Busses, vorsichtshalber. Ganz langsam sind wir dann weitergeschlichen und auch brav an jeder Haltestelle angehalten. Da sind dann meist ziemlich erboste Fahrgäste eingstiegen, die sich dann beschwert haben, warum man denn auch noch so langsam fährt, wenn man eh schon viel zu spät dran ist. Nachdem man ihnen die Sache mit dem geplatzten Reifen erklärt hat, sind viele dieser Leute dann auch direkt wieder an der nächsten Station ausgestiegen, um doch lieber den nächsten Bus zu nehmen. Anscheinend war das zu spät kommen dann doch nicht so schlimm, aber ist man nicht immer wieder dankbar einen schönen Grund zu haben, irgendjemanden wild zu beschimpfen?

Die Suppe kam übrigens gut und sicher an ihrem Zielort an und von dem Bus hat man immerhin keine negativen Schlagzeilen mehr gehört.

Dienstag, 30. September 2008

Die Stimme im Radio

In Tübingen gibts ja sogar ein Sendestudio des SWR. Zwar nur Nummer 4, aber das muss man ja nicht zwingend hören und so lang die Moderatoren dort Pizza bestellen, solls mir nur Recht sein.
Letztens sollte ich da also mal wieder hin, Terminbestellung auf 14 Uhr. Und wir hatten das sogar ganz püntklich geschafft, so dass ich Punkt 2 im Büro stand. Aber da war die gute Frau dann gar nicht, sondern nur ein Kollege, der mir sagt, dass sie erst noch die Nachrichten lesen muss. Mit meiner Pizza muss ich mich also auf einen Stuhl setzen und der Stereoanlage vor mir lauschen: Bewohner von XY fordern Ortsumgehung blablabla... Lokalnachrichten der langweiligsten Sorte. Ich frage mich derweil, ob man nicht schon vor der Bestellung hätte wissen können, dass die Nachrichten von 14:00h bis 14:05 laufen, um dann die Lieferzeit entsprechend anpassen zu können. Oder ist das der Trick bei der Sache, wie man sich Zuhörer einfängt?
Wie auch immer, ich bin leicht gereizt, als die Nachrichten dann vorbei sind und der Moderator im Raum meint: "Jetzt kommt sie ja gleich raus." Und daher kann ich es mir einfach nicht verkneifen mich nach vorne zu beugen, auf die Stereoanlage zu klopfen und zu sagen: "Ich seh gar keine Tür... wie will die denn da jetzt raus kommen?" Es folgen 3 Sekunden voller fassungsloser Blicke und atemanhaltendem Schweigen. Dann betritt die Nachrichtensprecherin den Raum, ich vollziehe ganz professionell den Akt der Pizzalieferung und verabschiede mich. Vielleicht haben sie es ja im Nachhinein begriffen, dass meine Frage nicht ganz ernst gemeint war.

PS: Kaum bin ich fertig mit meinem Eintrag, schon bekomme ich Post vom SWR! Allerdings von Nummer 3, weil ich einen Elch gewonnen habe. Daher will ich hier nur nochmal klar stellen, dass ich den SWR ganz klasse finde. (c;

Donnerstag, 18. September 2008

Geburtstage

Letztens musste ich mehrere Pizzen auf einen Kindergeburtstag liefern. Und so überschwänglich bin ich bisher absolut noch nie begrüßt worden: Heeeeyyyy! Der Pizzamann! La-Ola-Welle und Begeisterung. Da die ganzen kleinen Menschen alle auf mich zugestürmt kamen und mich umringten war es dann allerdings etwas schwierig, meine schwere Ladung bis zum rettenden Tisch zu bringen, aber zum Glück konnte die Mutter rechtzeitig eingreifen und die Meute auf ihre Plätze an den Tisch locken. Während sie dann das Geld hohlen ging, konnte ich dann bei den Kids nochmal dick auftrumpfen und ihnen erklären, was sie mit den kleinen roten Päckchen (Pizza-Chilis) machen konnten, die gratis bei der Lieferung mit dabei waren. Die warn völlig hin und weg davon und ich hoffe mal, dass sie dann auch wirklich so andächtig mit den Chilis umgegangen sind, wie sie mich angeschaut haben, als ich erklärt habe, dass die wirklich sehr sehr scharf sind.

Etliche Stunden später musste ich dann auf eine andere Geburtstagsfeier, allerdings mit älteren Kindern. So um die 16 Jahre alt. Genau konnte man es nicht sagen, ob die Jungs die da aufgemacht haben betrunken, bekifft oder von Haus aus total verpeilt waren. Auf jeden Fall ging erstmal das Geschrei los: "PIZZA IST DA! WER ZAHLT? Ob ich nicht reinkommen und die Pizza schon mal da hinstellen..." Aber ich warte lieber, bis sie von ich weiß nicht wie vielen Leuten endlich genug Geld zusammen haben, um die Pizza zu bezahlen.
Als ich dann aber im Laden zurück bin, lag da schon die nächste Bestellung bereit an genau die gleiche Adresse. Und sie wohnen ja zum Glück nur im hintersten Stäudach, also quasi fast schon in Pfrondorf. (wem das alles nichts sagt: verdammt weit weg) Und da ich den Weg schon kenne, darf ich da also gleich nochmal hin. Anscheinend hatten die Jungs von vorhin den Mädels keine Pizza abgeben wollen und drum haben die nochmal extra bestellt. Immerhin stellt sich diesmal nicht die Frage wer zahlt, sondern: "Wo ist meine Handtasche? Hast du meine Handtasche gesehen? Da ist doch mein ganzes Geld drin! Wo kann ich die nur hingelegt haben?" Die Mädelshorde wird leicht hysterisch und drum schauen auch nochmal ein paar der verpeilten Jungs vorbei, was da an der Haustür schon wieder abgeht. Und einer meint dann noch so zu mir: Du... dich kenn ich! Wo hab ich dich schonmal gesehen? Die Antwort war nicht schwer: "Vor rund 30 Minuten an genau der selben Stelle mit einer etwas anderen Pizza." Das fand er dann unglaublich witzig... ich weiß nicht warum.

Was ist da nur alles in den Jahren zwischen der einen Geburtstagsfeier und der anderen schief gegangen?

Sonntag, 14. September 2008

Der Tunnel am Ende des Lichts

Samstag Abend, 23:10h
Nachdem man um 11h Vormittags zu arbeiten angefangen hatte, ist man froh, dass nun die letzte Tour zu fahren ist und freut sich schon auf den Feierabend, der zum greifen Nahe scheint. Es geht wieder einmal in die Klinik.

23:11h
Der Roller ist beladen und es geht los.

23:20h
Ankunft vor der Klinik, Liegendkrankeneinfahrt. Ein Blick auf die Bestellung sagt mir: "Kinderklinik, an der Pforte abgeben"

23:21h
Ein kurzes Gespräch mit dem Pförtner sagt mir, dass die Kinderklinik eine eigene Pforte hat und dass ich doch da mal schauen soll.

23:22h
An der Anmeldung zur Kinderklinik ist niemand mehr. Anscheinend macht die um 23h zu.

23:25h
Auch im gesamten Bereich um die Anmeldung herum ist niemand, der mir weiterhelfen könnte.
Unter der angegebenen Telefonnummer meldet sich niemand. Zurück zur Pforte am Eingang.

23:26h
Der Pförtner ist irritiert aber freundlich. Er will versuchen die Person in seinem Computer zu finden, die da bestellt haben soll. Theoretisch könnte der Name stimmen, praktisch könne aber auch etliche Buchstaben falsch sein oder fehlen. Die Ermittlungen beginnen.

23:28h
Die erste heiße Fährte deutet auf einen Arzt. Er wird angepiepst.

23:30h
Der Arzt ruft zurückt, hat allerdings nichts bestellt. Der Pförtner hat aber schon weitere Verdächtige auf seiner Liste. Im Gegensatz zu mir macht ihm die ganze Sache immer mehr Spaß.

23:33h
Weitere Spuren verlaufen im Sand. Immerhin finde ich aber einen Stuhl, auf dem ich die Bestellung ablegen kann, da mein Arm langsam müde wird.

23:35h
Ich will eigentlich gerade aufgeben, als sich alle Indizien plötzlich auf eine Kinderkrankenschwester weisen. Kinderklinik, 6.Stock

23:36h
Ich stehe im Fahrstuhl und hoffe, dass das nun endlich vorbei ist.

23:37h
Ich komme auf der richtigen Station an und werde freundlich begrüßt. Ich soll kurz warten, bis die Person kommt, die bestellt hat.

23:38h
Ich warte.

23:39h
Die Krankenschwester kommt. Und sie geht auch gleich wieder "nur schnell ihr Geld holen".

23:40h
Ich warte.

23:41h
Während ich warte wünschte ich mir, ich wäre in der Psychatrie.

23:42h
Die Schwester kommt mit dem Geld. Ich darf endlich gehen.

23:44h
Der Pförnter am Ausgang winkt mir zum Abschied freundlich zu.

23:45h
Ich kann endlich wieder zurückfahren.

23:50h
Da es auf dem Rückweg nur bergab geht, bin ich schneller wieder zurück. Man hat sich schon Sorgen gemacht, hatte aber geahnt, dass da mit "an der Pforte abgeben" wieder mal irgend was schief gegangen ist.

23:55h
Ich habe also auch endlich Feierabend.

Dienstag, 9. September 2008

Kettcar in Concert

Kettcar haben das Sudhaus in Tübingen gerockt und ich war mit dabei und bin immer noch maßlos begeistert.
Ganz anders als auf ihren CDs, wo sie eher ruhig rüber kommen, gingen sie auf der Bühne aber mal richtig ab und hatten auch mächtig Spaß dabei, als sie eine gute Mischung aus ihren drei bisherigen Alben gespielt haben. Und mir tat es mal wieder richtig gut, 1 1/2 Stunden mitzusingen und mitzurocken.

Aber dabei durfte natürlich das Phänomen nicht fehlen: die ganze Halle geht ab und rockt... außer den Leuten um dich herum. Die stehen nur stocksteif da und nicken in den ekstatischten Momenten ein wenig mit dem Kopf. So also auch der Typ vor mir, das Pärchen schräg links vor mir und der Typ hinter mir. Das sollte mir aber egal sein und ich hab sie so gut es ging ignoriert und mich beim Tanzen eben mehr nach rechts orientiert. Das Pärchen links jedoch konnte meine Aufmerksamkeit nie ganz verlieren. Keine Ahnung, wer da wen gezwungen hatte, mitzukommen. Sie wollte die ganze Zeit kuscheln und ihren Arm immer ganz umständlich um ihren Freund herum schlingen, was zur Folge hatte dass ihr außergewöhnlich eckiger Ellenbogen in meine Richtung abstand. Bei ihm konnte man allerdings gar nicht sagen, ob er sehr konzentriert dem Konzert folgt, oder aber gerade den Hirntod stirbt.
Auf jeden Fall waren sie bei den Zugaben dann soweit, dass sie sich endlich richtig in den Arm genommen haben. Die 1.Zugabe ging dann aber auch richtig ab, und da sind die beiden dann tatsächlich am Anfang ein wenig mitgeschunkelt. Das schien dann aber v.a. sie schon ziemlich mitgenommen zu haben, denn zum Ende der 2.Zugabe fiel ihr dann die Bierflasche aus der Hand und es gab etwas Sauerei. Ich hatte aber gar keine Zeit mich aufzuregen, denn die 3.Zugabe hatte schon angefangen, und das Lied hieß Ausgetrunken. Was musste ich lachen!!! Die beiden sind dann also schon etwas früher gegangen und waren beim letzten Lied gar nicht mehr dabei als es hieß: Ich fang an zu tanzen, werf erstmal alles um (aus: Balu, die einzige wirkliche Ballade, die sie gespielt haben).

Ein genialer Abend also, auch wenn mir immer noch ein wenig die Beine weh tun. Bzw. gerade deshalb. Und Kettcar haben ja so recht:

All die guten guten Geschichten passieren immer auch nur denen, die sie erzählen können. (Nullsummenspiel)

Und wer noch eine kleine Kostprobe möchte, kann hier vorbei klicken.

Donnerstag, 21. August 2008

Von Hebammen und Metzgern

Gestern Abend musste ich wieder daran denken, wie wir mit der Schule damals in der 10.Klasse auf dem Arbeitsamt zur Berufsberatung waren. Praktischerweise war das Arbeitsamt damals nämlich in unmittelbarer Nähe zu meiner Schule. Meine Güte, 10 Jahre ist das auch schon wieder her. Damals war so ein Berufstest am Computer die rießen Sensation, wo man über nen Fragebogen zu Interessen und Eigenschaften eine Liste mit Berufen bekam, die zu einem passen sollte. Und ich erinnere mich auch noch, wie da dann ganz oben auf meiner Liste stand, dass ich als Berufsberater beim Arbeitsamt einsteigen sollte und dieser Test für mich dann schonmal alle Glaubwürdigkeit verloren hatte.
Noch besser erinnere ich mich aber an einen Absatz aus dem Vortrag des Berufsberaters, als er uns alle ermutigt hat, einfach mal irgendwas zu machen, was uns Spaß machen könnte, um uns während der Ausbildung nochmal ganz anders orientieren zu können. Keine Angst vor der Umschulung sei dabei die Devise! Und als Beispiel hat er da von einer Hebamme erzählt, die während der Ausbildung gemerkt hat, dass das Kinder auf die Welt bringen so gar nicht ihr Ding ist. Dabei sei ihr aber erst in ihrer Hebammen Ausbildung aufgegangen, welchen Beruf sie für den Rest ihres Lebens ausüben möchte. Und mittlerweile war sie eine glückliche Metzgerin.

Zwar hatte ich danach genausowenig Angst vor Umschulungen wie vorher, aber Hebammen fand ich seitdem immer irgendwie ein wenig unheimlich.

Samstag, 16. August 2008

Niels Frevert

Da war ich heute einfach mal so auf der Suche nach neuer Musik und hab direkt mal nen Volltreffer auf meinen Geschmack gelandet: Niels Frevert.
Auf deutsch singt der gute Mann und malt ruhige, melancholische Klanggemälde, in denen die ironische Brechung nicht fehlt!

Hier eine kleine lyrische Kostprobe:

Und an der Stelle, wo die Sonne eben war
Bleibt ein Punkt, ein heller, türkisfarbener
Mit geschlossnen Augen und Flattern in den Armen
Steh ich in der Gegend, alle Lichter an - (pause)
Wie ein Baukran


Ich bin hin und weg und hab mir gleich das letzte Album Du kannst mich an der Ecke raus lassen bestellt, das mich nun bald durch diesen Herbst begleiten wird. Da singt er dann über den Baukran, die Waschmaschine das Gnu oder den schwedischen Wandschrank. Und eben das was man damit noch so alles verbinden kann. Und das ist erstaulicher Weise verdammt viel. Um es mit seinen Worten zu sagen:

Hier ist genug Platz für krumme Gedanken

Und so scheut er auch nicht davor zurück, Hildegard Knef zu covern (Ich möchte mich gern von mir trennen) oder KISS (I was made for lovin you) zu sampeln.
Erste Hörproben dürftet ihr bald in der rechten Spalte finden (einfach auf Play klicken).
Und wer noch mehr in seine Musik abtauchen will, kann das direkt hier tun mit: Niels Frevert - Du kannst mich an der Ecke raus lassen

Freitag, 15. August 2008

Wer anklopft, der hat schonmal die Tür gefunden

Eines der schönen Dinge in der Adventszeit ist ohne Frage ein Adventskalender (Mitte August ist es schließlich höchste Zeit, sich auf Weihnachten einzustimmen). Und bei einem Adventskalender freut man sich jeden Tag neu darauf, das richtige Türchen suchen, finden und öffnen zu dürfen.

Daran musste ich in letzter Zeit häufiger denken, wenn ich im strömenden Regen vor irgendwelchen Häusern stand und sich die passende Tür, hinter der Leute auf ihre Pizza warteten, einfach nicht finden ließ.
Und dabei sind die Häuser noch nicht mal die schlimmsten, die man von der Straße aus noch gar nicht sehen kann. Zwar ist es anstrengend, erstmal noch 100 Treppen von der Straße bis zum Haus hinaufzulaufen, aber immerhin ist man dabei zielstrebig auf dem Weg zu richtigen Eingangstür, bzw. zur richtigen Klingel. Ganz anders bei Häusern mit 8 Wohnungen und sage und schreibe 8 separaten Eingängen. Da gibt es dann auf jeder Hausseite 2 Türen, eine im Erdgeschoß und eine im ersten Stock, über eine separate Treppe erreichbar. Klingelschilder natürlich jeweils nur vor der entsprechenden Tür. Und da läuft man dann eben schwungvoll einmal ums ganze Haus, treppauf und treppab um dann frühestens bei der vorletzten Tür an der richtigen angelangt zu sein.
Ganz klasse sind auch Häuser, die sich hinter einem großen und in der Regel verwilderten Garten verstecken. Leute in solchen Häusern bestellen dann auch generell nur in regnerischen Nächten Pizza. Da tappt man dann im Dunkeln durchs Gestrüpp und sieht noch nicht mal die Äste, die einem ins Gesicht schlagen. Und einmal stand ich dann vor einer dunklen Tür und fand noch nicht mal eine Klingel. Statt dessen aber ein Seil. Nach einigem Zögern zieht man dann da dran und es ertönt das zaghafte Bimmeln einer Kuhglocke. Nachdem sich im Haus nichts rührt, zieht man dann doch etwas fester und scheint eine ganze Kuhherde in Bewegung zu setzen. Als die Tür dann geöffnet wurde, konnte ich mir das rießige Glocken-Mobile dann genauer anschauen und mich drüber freuen, dass sowas Dank der Erfindung der elektrischen Türklingel nicht in meinem Hausgang hängen muss.
Abenteuerlich ist es auch, wenn Leute ihre Häuser mit Eisenketten absperren. Und für gewöhnlich ist es nicht gerade der erste Gedanke: "Ah, Eisenketten! Da steig ich mal drüber und schau mich um!" Erst nachdem von allen anderen Seiten keine Wohnungstür gefunden worden ist, steigt man eben doch mal über die Absperrung und findet da dann doch tatsächlich den Weg zur Haustür. Und ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, wieso man dann auf die Frage "Gibt es noch einen anderen Weg zur Straße zurück als über die Absperrung steigen zumüssen?" ein völlig verständnisloses "Nein..." als Antwort bekommt.

Aber nicht nur außen um Häuser herumirren ist möglich, sondern auch in manchen Häusern kann man sich gewaltig verlaufen. Falls hier irgendwelche Architekten von mehrstöckigen Wohnhäusern mitlesen sollten: Wie besucherunfreundlich kann man ein Haus eigentlich konstruieren? Ganz vorne auf meiner Hitliste stehen dabei die Wohnungen der Krankenhausmitarbeiter auf dem Klinikumsgelände. Da gibts nämlich gleich mehrere von, die alle gleich "kreativ" aufgebaut sind, mit etwa 40 Wohnungen pro Haus. Wenn man ein Haus durch die Eingangstür betritt, steht man dann erstmal in einem rießigen Vorraum mit Pflanzen und Steinen. Der Raum reicht bis ans Dach des Hauses und an den Wänden entlang sieht man schon überall Eingangstüren zu Wohnungen. Wenn die aber nicht gerade im Erdgeschoß liegen, kann man diese Wohnungen nur über eines der zahlreichen Treppenhäuser erreichen, die man allerdings auch erst über Türen erreichen muss und man von der Eingangshalle aus nicht sehen kann. Von den Treppenhäusern aus erreicht man aber auch nochmal Wohnungen, die keine Wohnungstür zur großen Eingangshalle hin haben. Also zusammengefasst: Selbst wenn man Glück hat und die richtige Tür sieht, heißt das noch nicht, dass man den Weg dorthin sieht oder auch nur erahnen kann.

Sogesehen weiß ich eigentlich nicht, ob ich mich jemals wieder über Adventskalender freuen kann. Aber bis ich das herausfinden kann, bleiben ja noch ein paar Monate Zeit.

Mittwoch, 30. Juli 2008

Leserpost aus Afrika

Auch auf den letzten Eintrag folgten wieder unzählige Leserkommentare (2 bis 3 um genau zu sein, aber ich hab sie bewusst nicht gezählt). Und einer davon kam sogar aus Afrika. Petra G aus K. weist darauf hin, dass Drive-In-Schalter bei Apotheken im Nachtbetrieb bereits etabliert sind. Da Nachts immer eine Apotheke zum Notdienst geöffnet sein muss, haben die meisten Apotheken sogenannte Nachtschalter, vom Prinzip ähnlich wie ein Bankschalter. Es sollen Nachts nämlich die verschiedensten zwielichtigen Gestalten versuchen, sich auf mehr oder weniger llegale Weise neuen "Stoff" in der Apotheke besorgen zu wollen. Und damit man diese Typen gar nicht erst in der Apotheke drin hat, bedient man die eben über einen Außenschalter. Und den kann man dann auch leicht so bauen, dass man direkt mit dem Auto da ran fahren kann.
Im harten Konkurrenzkampf der Apotheken ist es daher nur ein kleiner Schritt, diese Drive-In-Schalter auch in den Tagesbetrieb zu integrieren.

Vielen Dank an Petra G. aus K. für diese Informationen!

Samstag, 26. Juli 2008

Drive in and be healed

"Guter Tee ist wie guter Wein: Umso älter, desto besser!"
Mir ist die besondere Ehre zuteil geworden, von dieser Lebensweisheit erfahren zu dürfen. Der äußerst bescheidene und wohlwollende Mensch, der mir dies auf meinen Lebensweg mitgegeben hat, möchte aber in diesem Eintrag ausnahmsweise mal nicht erwähnt werden. Ein Wunsch, dem ich aus Dankbarkeit natürlich gerne nach komme.
Nach wie vor mag ich meinen Tee aber lieber frisch und heiß, was wohl der ungezähmten Wildheit meiner Jugend zuzuschreiben ist. Einige von euch können das sicherlich am eigenen Leibe nachvollziehen.

Wenden wir uns also diesmal wieder dem historischen Städtchen Tübingen und seinen zahlreichen Geschäften und Läden zu. Denn neulich ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass es in Tübingen, oder genauer gesagt im Stadtteil Lustnau, eine "Drive-In-Apotheke" gibt. Da kann man also wirklich mit dem Auto hin fahren und sich seine Medikamente holen, ohne auch nur aussteigen zu müssen. Na, Gott sei Dank erfahren nun auch endlich diejenigen Linderung ihrer Leiden, die so krank sind, dass sie schon gar nicht mehr aus dem Auto aussteigen können! Da kann man jetzt nur noch hoffen, dass die ersten Drive-In-Toiletten auch endlich eröffnen, weil dann könnten diese armen Menschen ja fast schon wieder ein halbwegs normales Leben führen.
Da fragt man sich dann nur, wo man als nächstes auch noch mit dem Auto reinfahren kann. Drive-In-Möbelhäuser? Drive-In-Heimwerkermärkte? Drive-In-Friseursalons?

Was ich als Pizzafahrer ja dringend mal anregen würde: Drive-In-Krankenhäuser, Drive-In-Studentenwohnheime, Drive-In-Fußgängerzonen und beidseitige Drive-In-Einbahnstraßen. Aber darauf werd ich wohl noch lange warten können.

Montag, 21. Juli 2008

Nachts ist jeder Tee schwarz

Rund 200 Besuche im letzten Monat... das ist doch schonmal gar nicht schlecht. Mittlerweile gibt es sogar schon die ersten Blog-Fans, die unbedingt auch namentlich hier erwähnt werden wollen und deswegen krampfthaft versuchen, sich irgendwelche sensationellen Kommentare auszudenken. Aber ich möchte an dieser Stelle lieber keine Namen nennen.
Und es gibt natürlich auch die Leute, die hier mal wieder Neues und Aufregendes nachlesen wollen. Aber leider muss ich mitteilen, dass mich schon lange niemand mehr erstechen wollte. Es soll aber auch Leute geben, die sich darüber freuen, dass mir niemand nach dem Leben trachtet (hab ich gehört).
Das aufsehenerregendste des letzten Wochenendes waren also "nur" zwei große Wannen voll Rucola-Salat, die ich waschen und schleudern musste. Für alle Action-Fans heißt es da also erstmal: Abwarten und Tee trinken.

Und das führt mich wieder mal zu meinem Mitbewohner Björn, von dem man ja noch so viel lernen kann. Dass es Abends draußen dunkler wird, das wissen wir ja nun schon. Jetzt fehlt nur noch so ein richtig schwarzer Scharztee.
Wenn man sich nämlich zum größten Teil von Schwarztee ernähren will, muss man den auf ganz besodnere Art und Weise zubereiten. Dilettanten wie ich würden ja einfach Wasser kochen, in ne tasse gießen, nen Teebeutel rein, kurz ziehen lassen und dann trinken. Aber wenn man es richtig machen will, dann muss man folgendes beachten:

1. Wasserkocher mit Wasser befüllen und aufkochen lassen
2. Teebeutel zur Vorbereitung in leere Tasse hängen und Tasse neben den Wasserkocher stellen
3. Wasser im Wasserkocher 20 bis 30 Minuten stehen lassen
4. Lauwarmes Wasser in Tasse gießen
5. Tee 40 bis 45 Minuten ziehen lassen
6. Teebeutel entsorgen und Tee genießen

Tipp: Tee schon morgens, bevor man das Haus verlässt zubereiten und den Beutel in der Tasse lassen. Dann kann man wenn man Abends Heim kommt, gleich in vollen Zügen mit dem Trinken durchstarten.

Montag, 7. Juli 2008

Erwachen

20:15 Uhr, der Björn, mein Mitbewohner, steht mit kritischem Blick vor dem Küchenfenster, schaut hinaus und spricht:
"Ich glaube, es wird immer dunkler!"
Ich: "Gerade Abends ist mir das auch schon häufiger aufgefallen, wollte aber bisher noch nie was sagen."
Aus irgendeinem Grund war er dann sauer....

Wie auch immer, nachdem sich während der EM halb Tübingen überwiegend von Pizza ernährt hat, ist es zur Zeit wieder etwas ruhiger geworden. Und da will ich die Gelegenheit nutzen, euch eine ältere Anekdote aus der Crona Klinik zu erzählen. Da dürfen wir nämlich den Eingang benutzen, wo sonst die Notfälle ankommen. Und meistens steht dann auf meinem Lieferschein immer so Zeugs wie "Station 31" oder "B5 Süd", was ich mittlerweile auch schon alles ohne Probleme finde. Letztens stand da dann aber nur "Ebene 2" auf meinem Zettel. Aber man muss ja aus jeder Information das Bestmöglichste rausholen. Ich also durch lange Gänge zum Fahrstuhl und dann auf Ebene 2 gefahren, wo ich dann aber ziemlich einsam auf weiter Flur stand. Also zurück auf den Lieferschein geschaut und was steht da, ganz klein unten drunter: an der Pforte anpiepsen lassen. Zu dumm, dass ich vor 3 Minuten erst an der Pforte vorbeigelaufen bin. Also den Weg wieder zurück und den Pförtner bitten, dass er mal ein bischen rumpiepst. Das macht der dann auch und er wird zurückgerufen. Als er dann wieder auflegt, gibt er mir freundlich zur Auskunft, dass ich auf Ebene 2 kommen soll. Und ich kann ihn auch noch so erwartungsvoll anschauen, mehr Informationen scheint er mir nicht geben zu wollen. Also frage ich nach, wohin genau ich denn gehen soll, worauf er mir den Weg zum Fahrstuhl erklärt und wie ich auf die "2" drücken soll, damit der Fahrstuhl da hin fährt. Da erkenne ich, dass diese Informationsquelle bereits versiegt ist und ich mache mich erneut auf den Weg zu Ebene 2. Und täglich grüßt die Ebene 2, auf der ich wieder genauso allein und verloren stehe. Nachdem ich ungefähr eine Minute vor dem Fahrstuhl gestanden bin beschließe ich, die Suche auf gut Glück auf zu nehmen. Rechts von mir befindet sich der OP-Bereich hinter Schildern mit "Strahlen-CT! Betreten Verboten!" - Schildern. Also gehe ich nach Links. Dort gibt es lange Gänge auf den Weg zu ein paar Stationen und ich habe die Hoffnung, dass dort jemand auf seine Pizza wartet. Also frage ich mich da dann mal durch, was aber recht fruchtlos bleibt, da ich ja weder einen Namen habe, noch eine Telefonnummer. Nur eine Nummer von nem Piepser. Ich bekomme schließlich den Rat, doch mal an der Pforte nachzufragen und werde zum Gehen aufgefordert. Ich kann also nicht umhin, meine Backenzähne mit Druck aufeinander zu reiben, als ich auf dem Weg zurück zu den Fahrstühlen bin. Zu diesem Zeitpunkt kommt auch gerade eine Ärztin aus dem Op-Bereich heraus, schaut mich fassungslos an und fragt, wo ich denn herkomme und warum das denn so lange dauert. Dass ich das auch gerne mal gewusst hätte, sag ich ihr nicht und folge ihr einfach. Sie müsse jetzt aber erstmal noch ihr Geld suchen und ich solle so lange hier warten. Sie führt mich in den Aufwachraum. Da sei ich zumindest nicht allein, sagt sie und lässt mich allein neben einem frisch operierten Patienten in seinem Bett stehen, der noch immer zu schlafen scheint. So ganz wohl fühl ich mich neben dem Patienten allerdings nicht und versuche mir vorzustellen, wie es wohl wäre, aus der Narkose auf zu wachen und als erstes einen Pizzaboten neben mir stehen zu sehen. In dem Moment macht der Typ neben mir die Augen auf und schaut mich an. Ich bemühe mich zu einem Lächeln und sage "Grüß Gott!". Er sagt nichts und macht die Augen wieder zu. Dann kommt aber auch schon die Ärztin wieder und ich kann endlich gehen.

Und abschließend noch eine aktuelle Meldung aus der Rubrik "Erstaunliche Statistiken": Männer, die im Kreissaal auf die Geburt ihres (eines) Kindes warten, bestellen häufiger Thunfisch-Pizza ohne Zwiebeln. Welche weiteren Zusammenhänge hierbei bestehen, wird aber wahrscheinlich nie ganz geklärt werden können.

Samstag, 28. Juni 2008

Der Stecher

Das Leben ist kein Ponyhof. Und das Freudenhaus kein Haus der Freude. Ich hatte mein Glück aber auch schon ausgekostet, als ich nach dem Sieg Deutschlands im Halbfinale gegen die Türkei noch mit einem "I Love Germany" T-Shirt Döneressen war. Bei allem Feiern und aller Fröhlichkeit ist es einem einfach gar nicht bewusst, dass es nur ein paar Straßen weiter schon ganz anders aussehen kann.
So war ich heute also wieder in der Eros Villa und sollte in die Küche liefern. Ja klar, kenn ich doch, war ich schon. Ich schnurstraks an den Frauen vorbei zur Küche. Die Tür dorthin war angelehnt. Und eins hab ich als Pizzafahrer bisher schon gelernt: wenn man weiß, wo man hin soll und die Tür dazu offen steht, dann keine Zeit verlieren, sondern rein. Normalerweise wissen die Leute ja, dass ich komme und freuen sich auch drauf. Also kurz geklopft, ein "Hallo" gesagt und rein in die Küche. Der "Aufpasser" (eben jener Muskeltyp mit Stirnglatze und Pferdeschwanz) steht erst mit dem Rücken zu mir am Spülbecken. Doch kaum bin ich richtig im Raum, dreht er sich um, ein Messer in der Hand und brüllt mich an, dass er mich kalt machen will. Immerhin war ich zu geschockt, um zu schreien. Und mein Angreifer erkennt zum Glück auch schnell, wer ich wirklich bin und nimmt das Messer runter, während der weiter rumbrüllt: Was ich denn dabei denke, hier so rum zu schleichen. Und was für Leute denn sonst noch alles hier in die Küche rein kommen wollten außer mir. Und dass ich froh sein könnte, dass hier keiner seiner Mitarbeiter gesessen hat, der weniger entspannt sei als er.
Nicht dass ich noch etwas anderes hätte tun können außer nicken und zu geloben, ab jetzt immer laut und deutlich im vorraus zu rufen, wer ich bin. Als es dann wieder etwas stiller geworden ist in der Küche, traut sich also auch die Kundschaft herein, um sich die Bestellung zu holen. Und ich war immer noch zu geschockt, um mich wirklich darüber erstaunen zu können, dass nicht nur Frauen in den Zimmern arbeiten. Bzw. nicht alle Frauen auch schon immer Frauen waren. Bzw. zumindest teilweise jetzt Frauen sind. Bzw. dass er / sie jetzt mir gegenüber steht und mich offensichtlich zum Trost wegen der ganzen Aufregung anflirtet. Dummerweise wurde aus dem Schock gerade jetzt nervöses Grinsen und ich war froh, so schnell wie möglich wieder raus zu kommen.

Sonntag, 22. Juni 2008

Outtakes

Kennt ihr diese Momente, in denen sich aus heiterem Himmel irgend ein Klische bewahrheitet? Oder wenn die Ironie völlig unerwartet über euch hereinbricht? Da ist es eigentlich schade, dass es da kein "Best of" von gibt. Wobei: wozu hat man denn einen Blog? Also ein "Best-Of-Pizzalieferungen" der letzten Tage:

Das Unangenehmste am besten gleich zu Beginn:
Eine Doppellieferung, zuerst eine Familie, die nur ein paar Häuser von der Pizza-Zentrale entfernt wohnt und ein extrem vielseitiges Menü bestellt hat. Was mir bei der Lieferung nicht auffällt: Ich vergesse eine winzig kleine Portion Kräuterbutter in meiner Tasche. Aber weiter zum nächsten Kunden. 4.Stock, kein Fahrstuhl, Bestellung enthält mehrere Liter Getränke... Ganz wie man es an an einem heißen Tag liebt. Oben angekommen gibt es einen kleinen Lichtblick: es ist ein runder Betrag, genau 20 Euro! Juhuu! Ausnahmsweise mal kein Nachrechnen, kein Rückgeld zusammen suchen. Der Lichtblick erlischt sofort wieder: es handelt sich um 2 Kunden, die getrennt zahlen wollen. Während ich versuche, herauszufinden, wer denn nun was bestellt hat und angestrengt am rechnen bin, klingelt zu allem Überfluß auch noch ständig mein Handy. Was ich nicht weiß: die Pizza-Zentrale ruft an, um mir zu sagen, dass ich die Kräuterbutter für den letzten Kunden vergessen habe. Handy ignorieren, Besetztton senden, alles zwecklos: sie sind hartnäckig. Die Kundschaft ist höchst belustigt, ich absolut genervt und immer noch außer Atem vom Treppensteigen. Dann kommt es noch schlimmer: die beiden Kunden haben noch einen dritten Mitbewohner, der jetzt auch noch sehen will, was hier gerade passiert. Es handelt sich dabei um meinen Französisch-Lehrer. Und rein zufällig habe ich am Tag zuvor den Französisch-Kurs geschwänzt und sollte eigentlich auch noch eine Vokabelliste abgeben. Man kann aber leider nicht gleichzeitig im Boden versinken, Kopfrechnen und sein klingelndes Handy ignorieren. Aber man kann sich beeilen und so schnell wie möglich alles, was man noch in der Tasche hat den Kunden überreichen, "Aurevoir" sagen und gehen. So klärte sich dann erst vor der Tür, dass diese bescheuerte Kräuterbutter nun beim falschen Kunden gelandet ist. Also muss ich zurück ins Geschäft, um dann zu Fuß mit einer neuen Kräuterbutter zum ersten Kunden zurück zu sprinten. Wäre da dann ein bischen Freude zu viel verlangt gewesen? Aber nein: "Jetzt brauchen wirs auch nicht mehr!" und Türe wieder zugeknallt. Und dabei ist diese Kräuterbutter wirklich so lächerlich klein... es ist zum Heulen.

Weitaus prikelnder verspricht es jedoch zu werden, wenn es heißt: Lieferung in die Eros Villa! Ja, auch im Tübinger Freudenhaus wird Pizza gegessen. Und manchmal auch Kartoffelgratin. Bei meinem ersten Besuch in jenem Etablissement mit der fragwürdigen Innenbeleuchtung stand ich dann zudem noch vor der Schwierigkeit, dass ich in die Küche liefern sollte. In einem langen Gang mit zahlreichen Türen schmiegten sich also sogleich ein paar Frauen, die mich nicht sofort als Pizzalieferanten erkannten, an die Türrahmen und warfen mir vielsagende Blicke zu. Kurz geschluckt, nach dem Weg zur Küche gefragt und nichts wie in die Küche. Dort wartete dann schon der "Aufpasser" der Frauen: Großer, muskulöser Kerl in Lederweste, Stirnglatze und Pferdeschwanz. Während alles in mir schreit "ZUHÄLTER! ZUHÄLTER!" schaffe ich es trotzdem freundlich nach dem Ziel der Lieferung zu fragen. Während die Frauen die ich bisher zu sehen bekam, definitiv keine Deutschen waren, kommt nun aber die Babsi. Und zwar die nicht mehr ganz so junge aber dafür blondierte Lack und Leder Babsi, die sich ihr Kartoffelgratin holt. Der Bodyguard versucht sich in der Zwischenzeit an Konversation mit mir: Er hat mich auf seinem Überwachungsbildschirm mit meiner Tasche gesehen und sich gefragt, was für perverse Sachen ich da wohl drin hätte. Aber dabei hatte er voll vergessen, dass ja noch der Pizzajunge kommt, hahahaha. Brüller. Ich trete höflich und freundlich den Rückzug an.
Bei einer weiteren Lieferung durfte ich dann auch noch mal in ein Zimmer rein und die Pizzakartons auf dem Bett abstellen, während die Frau in Unterwäsche nach ihrem Geldbeutel gesucht hat. War irgendwie bizarr. Aber immerhin gehöre ich nun zu den wenigen Männern, die im Bordell waren und denen die Frauen Geld dafür gegeben haben.

Und schließlich noch ein dritter exklusiver Ort, den nur wenige Tübinger kennen dürften: die Dudelsackwerkstatt. Tübingen ist so klein, aber doch so groß und weltoffen. Wer weiß, von wo überall her, die Dudelsäcke kommen, die in einem Tübinger Hinterhof repariert werden. Und eigentlich könnte hier die Geschichte schon vorbei sein und wäre trotzdem ein spektakulärer Abschluß dieses Eintrags gewesen. Aber nein, ich kann wieder mal noch was oben drauf setzen: Wider erwarten arbeitet in der Dudelsackwerkstatt kein alter Schotte im passenden Rock, sondern ein recht junger, alternativ angehauchter Typ mit verfilzten Rastas und der dazu passenden Kleidung. Oben auf meiner Pizza-Tasche lag dann schon das Werbegeschenk von einer bekannten Marke für Hygieneprodukte, das wir diesen Monat - warum auch immer - an alle Männer verteilen sollen: Duschgel, Haargel, Aftershave und Deospray. Und für gewöhnlich freut man sich ja auch, wenn man was geschenkt bekommt. Nicht aber mein alternativer Rasta-Man. Ich muss ihm erst erklären, was da in dem kleinen blauen Säckchen alles drin ist und dann sagt er zu mir: "Das kannst du gleich wieder mitnehmen. Das brauch ich nicht." Für die Statistik: ich war ganz knapp davor laut loszulachen.

Dienstag, 17. Juni 2008

Das Luxusprinzip

Es gibt Leute, die haben zu viel Geld. Und damit meine ich jetzt noch nicht mal diejenigen, denen ich vor ein paar Tagen erst wieder über 600 Euro überweisen musste, damit ich weiterstudieren kann. Nein, ich meine damit ganz gewöhnliche, durchschnittliche Studenten. Denn während die meisten mit den Studiengebühren für diesen Monat ihr Budget schon mehr als ausgereizt haben, denken andere wenige, das sie sich jetzt auch noch was für sich selbst leisten müssen. Irgendeinen Luxus, den man eigentlich überhaupt nicht braucht und von dem man noch nicht mal wirklich so viel mehr hat. So Sachen wie: "Ach, der Monitor an meinem PC ist schon ziemlich klein. Also kauf ich mir mal nen Beamer um meine DVDs in groß anschauen zu können!"
Leider handelt es sich dabei um kein, an den Haaren herbeigezogenes Beispiel (an welchen Haaren sollte ich das auch herbeiziehen...), sondern um die traurige Realität in meiner WG. Letzte Woche stand plötzlich der Beamer vor der Tür und die ersten Star Wars DVD Abende wurden geplant.
Nach einem kurzen Moment des Schocks verkündete ich daraufhin sofort den Boykott dieser schwachsinnigen Aktion und weil ich gleichermaßen bestürzt wie beschämt war, musste ich danach erstmal etwas von meinem Geld an eine befreundete Familie in Peru überweisen, denen es gerade nicht ganz so gut geht.
Mit so viel Luxus Wand an Wand... aber leider auch mit genauso viel Geiz. Denn aus aktuellem Anlass kam dann das Gespräch auch auf laufendes Fußball-Großereignis, das man ja jetzt auch viel größer verfolgen könne. Ob dass dann allerdings mal zum Anlass genommen wird, Rundfunkgebühren zu bezahlen? Bei Rundfunkgebühren gehts nämlich ums Prinzip, musste ich mir anhören. Um welches Prinzip? Das ist wiederum nicht bekannt.

Ich werde also auch weiterhin nicht dem Schwarz-Sehen frönen und wenn mir mein alter Röhren-Monitor plötzlich nicht mehr gut genug ist und ich ein richtig großes Bild haben will, dann setz ich mich im Kino einfach mal in die erste Reihe. Denn größer ist ja auch immer besser.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Aus dem Leben eines Pizzafahrers

Im Großen und Ganzen gibt es wohl nur zwei Gründe, weshalb man längere Zeit in Tübingen verbringt: man befindet sich an der Uni oder im Krankenhaus. Daher finden sich auch an jeder Ecke Gebäude, die entweder zur Uni gehören oder aber zu den Kliniken. Man könnte also sagen, dass man nur besonders klug oder aber besonders krank sein muss, um nach Tübingen zu gelangen. Oder aber dass man sich hier den Luxus sparen kann, zwischen Genie und Wahnsinn unterscheiden zu müssen.
Wer sich also in Tübingen zu recht finden will, der muss nicht nur lernen, dass die Sprachwissenschaftler wo anders zu finden sind, als die Mathematiker, sondern dass es auch unzählige Kliniken gibt. Während einem der Unterschied zwischen Kliniken auf dem Berg und Kliniken im Tal relativ schnell auffällt (die einen sind auf dem Berg und die anderen sind im Tal), wird es schon kniffliger, wenn es um Klinik, Unfallklinik oder Medizinische Klinik geht. Als naiver Zweitsemestler (damals...) habe ich schon mal einer Frau im Auto und ihrer schwangeren Beifahrerin in den Wehen den Weg zur Kinderklinik auf den Berg erklärt, statt dem Weg zur Frauenklinik ins Tal. Wobei ich es noch immer logisch finde, dass ein neugeborenes Kind in der Kinderklinik am besten aufgehoben wäre. Aber nun gut.
So viel sei jenen gesagt, die mit Tübingen nicht so sehr vertraut sind.

Ich selbst hatte jahrelang auch gar nichts mit den Kliniken zu tun, was sich nun vor 2 Monaten aber änderte, seitdem ich immer wieder geschäftlich in so ziemlich jeder Klinik unterwegs bin. Im Kampf gegen den Hunger bin ich Pizzafahrer eines weltweit agierenden Lieferservices geworden, und dadurch dann auch damit beschäftigt, die hungrigen Mäuler in den Klinik-Betrieben zu stopfen. Und in eben dieser Mission war ich auch bis gerade eben wieder unterwegs.

Nach einem heißen und schwülen Tag kam der leichte Regen gegen 22 Uhr gerade recht, als ich mich auf dem Weg durch die Nacht zur Nervenklinik begab. Der Adresse wegen war ich etwas verwirrt, denn gleichwohl ich schon etliche Male in die Psychatrie (Hausnummer 24) geliefert habe, war mir die Nervenklinik (angeblich Hausnummer 22) kein Begriff. Aber da es in Tübingen nun wirklich für jedes Leiden eine eigene Klinik zu geben scheint, hielt ich es für nicht ganz abwägig, dass zwischen der Psychatrie für Erwachsene und dem psychotherapeutischen Zentrum für Kinder und Jugendliche nochmal eine "Nervenklinik" sein könnte. Mit dem Pizza-Mofa durch die Nacht sondierte ich also die Umgebung zwischen jenen besagten Hausnummern 24 und 20 und fand dort aber nur eine recht düstere Hofeinfahrt. Da so ein Pizza-Mofa zwar nicht besonders schnell, aber dafür umso lauter ist, wurde durch eben jenen Lärm jemand auf mich aufmerksam, der gerade aus jener dunklen Hofeinfahrt hervortrat und mir begeistert zuwinkte. Da ungeduldige Leute an ungewöhnlichen Orten schonmal dazu neigen, den Pizzaboten auf der Straße abzufangen, folgte ich diesem Mann also in den dunklen Hinterhof. Dass es andererseits vielleicht nicht ganz so ratsam sein könnte, vor einer Psychatrie so lange zu warten, bis jemand winkt, daran dacht ich zunächst nicht. Dann stand ich aber in dem dunklen Hinterhof der Psychatrie, zuammen mit jenem Mann in seiner schmuddeliggen Jogginghose und einem Kapuzenpulli.
Würde ich wirklich jedem Verrückten in irgendwelche abgelegenen Hinterhöfe hinterherlaufen, wenn sie nur freundlich winken? Fragen, die man in so einer Situation gar nicht stellen sollte. Besser Frage man dann doch den Psychatrie-Insassen, der mal kurz im Hinterhof eine rauchen wollte, wo denn die Nervenklinik sei. Ich sei absolut am richtigen Ort und er hat zwar nichts bestellt, aber er wird mir ab sofort helfen. Durch den Hintereingang soll ich rein gehen und ich soll echt aufpassen. Da drinnen ist zwar niemand verrückt, nein, wirklich nicht. Aber trotzdem sei es besser, wenn ich mich auf keine langen Gespräche einlasse. Ich soll so schnell wie möglich rein gehen, meinen Job machen und wieder raus kommen. Und er bewacht solange meinen Roller. Ohne ihn überhaupt anzufassen. Ich soll jetzt einfach da rein gehen.
Na, da stand ich dann da. Ich musste nämlich vom Mofa absteigen und meinen Helm abnehmen, um den Mann deutlicher verstehen zu können. Aber trotzdem hätte ich noch meinen Roller packen können und ums Haus herum fahren können um den Haupteingang zu nehmen und mir vom Pförtner nochmal den Weg zur besagten Station auf meinem Zettel erklären zu lassen. Oder aber ich hör auf den Verrückten im dunklen Hinterhof. Ihr kennt doch alle diese Szenen aus schlechten Filmen, wo Leute in ihrem letzten Satz sagen "Ich bin gleich wieder zurück!" Dummerweise stand der Kerl so blöd hinter dem Roller, dass ich kaum hätte wenden und wegfahren können, ohne dass er nicht genug Gelegenheit gehabt hätte, das irgendwie zu verhindern. Und außerdem bestand er ja darauf, dass ich jetzt "da rein gehen und meinen Job machen" soll. Während ich also einfach nur dastehe und nicht weiß was ich tun soll, sagt er noch was: "Gott wird mit dir sein!" Da er damit nun allerdings absolut Recht hatte, hab ich also meine Lieferung gepackt und bin in die Psychatrie rein, während er draußen mit dem Mofa allein stand (der Schlüssel war natürlich in meiner Hosentasche, keine Frage). In der Nervenklinik werde ich dann von ein paar Schwestern seltsam angeschaut, warum ich von da hinten reinkäme. Aber der Weg, den mit der Typ draußen beschrieben hat, führt mich tatsächlich schnell zu jener besagten Station, wo ich dann herausfinden muss, dass es sich bei besagter Kundin weder um Krankenschwester noch Ärztin handelt, sondern um eine Insassin. Besonders hilfsbereit ist die Nachtschwester jedoch nicht und schickt mich einfach in den Essenraum zu den Patienten. Die gesuchte Frau sitzt da aber nicht, sondern der Jan mit dem ich vor 3 Semester mal zusammen in einem Literaturseminar war (für alle, denen das was sagt: Kilcher: E.T.A. Hoffmann; Genie und Wahnsinn... Feuerkreis dreh dich....) Der gute Jan hat es also nicht ganz so weit geschafft. Aber er redet gleich mal auf mich ein und will alles ganz genau wissen: Wie viele Pizzen, welche Beläge, etc. etc. Ich kann nicht umhin zu denken: "Aber der Verrückte im Hinterhof hat gesagt, ich soll nicht mit den Leuten hier drinnen reden..." und muss mich etwas beherrschen, nicht zu lachen. Schließlich führt mich der Jan dann zu nem anderen Aufenthaltsraum, dem Raucherzimmer, wo die gesuchte Person in Gesellschaft mit drei anderen sitzt. Während sie also ihr Geld sucht, wollen sich die anderen mit mir unterhalten. Wenn ihr jemals in eine Psychatrie kommen solltet, und euch dort dann Insassen anzwinkern und sagen: "Wir sind doch nicht IRRE! Ahhhahahah...", dann denkt doch bitte an mich, und wie ich mich da wohl gefühlt haben könnte. Das Bezahlen ging dann aber problemlos, und ich konnte wieder Richtung Ausgang eilen, wo eventuell noch das Mofa auf mich warten würde... Und tatsächlich stand es da noch. Der Typ draußen hatte lediglich die Kapuze von seinem Pulli über seinen Kopf gezogen und stand wie ein Bodyguard mit verschränkten Armen vor dem Roller. Nicht nur dass ich froh war, sondern ich fand die ganze Situation auch schon wieder äußerst amüsant. Und weils jetzt auch nicht mehr drauf ankam, hab ich dann nochmal ne Weile mit dem Typ geredet und ihm gesagt, wie froh ich über seine Hilfe war. Da hat er sich total gefreut und mich in Gottes Namen gesegnet, als ich davon gefahren bin.

Das war mit Abstand die außergewöhnlichste und abenteuerlichste Lieferung bisher und hat mir wieder einmal gezeigt, wie schwierig es doch ist, die Absichten von anderen Leuten einzuschätzen.

Es grüßt:
der Christian (noch immer überwiegt das Genie dem Wahnsinn!!)