Montag, 9. November 2009

Best of Studium: Die tollsten Referate I

Wo-ho!
Nur noch 4 Wochen bis zur ersten Magisterprüfung! Kinder, wie die Zeit vergeht!

Manch einer erinnert sich vielleicht noch, wie ich von meinem letzten Referat berichtet habe:

http://christiangebloggt.blogspot.com/2009/04/das-letzte-seminar.html

Da will ich jetzt dann doch eben mal Episode 1 mäßig mein erstes Referat nachreichen. Das war nämlich in Literaturwissenschaft im Einführungsseminar. Eigentlich hatte ich mir ein machbares Thema ausgesucht, war mit 2 anderen netten Leuten in einer Referatsgruppe, eher gegen Ende des Semesters, usw.
Ja, und dann kam Anfang Dezember plötzlich der Dozent auf mich zu, ob ich nicht bereit wäre, ein anderes Referat zu halten. Wir seien die einzige Gruppe, wo noch 3 Leute übrig seien (das war ja noch damals, als es keine Studiengebühren gab!) und es gibt nun Themen mit nur noch einer Person. Während ich so da saß und mir dachte: "Puh! Der Dozent redet mit mir persönlich!" stimmte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn eben mal zu. Sogleich wurde mir der Erdenetsogt aus der Mongolei als mein neuer Referatspartner vorgestellt und thematisch sollten wir uns mit Tiecks Reflexionen über Shakespeare auseinandersetzen und welche Hilfestellungen sich dadurch für die Interpretation von "Der blonde Eckbert" ergäben. Joa... warum auch nicht. Wir haben uns dann nach dem Seminar gleich mal den Text von Tieck besorgt, auf den wir uns hauptsächlich stützen sollten, und die erste Überraschung: diesen Text gibt es nur in dieser altdeutschen Schnörkelschrift. Und im Gegensatz zu mir konnte der Erdenetsogt das so gut wie gar nicht lesen. Dazu kam noch, dass er sich lieber auf Englisch mit mir unterhalten wollte, da sein deutsch nicht ganz so gut sei. Doch ich nahm die Herausforderung an und hab direkt mal angefangen, den Text nicht nur zu lesen sondern teilweise auch noch abzutippen. Da das Ding fast 50 Seiten hatte, hab ich mich auf die relevanteren Teile konzentriert und teilweise etwas zusammengefasst. Voller Stolz konnte die dieses Dokument dann dem Erdenetsogt schicken, wobei ich mir langsam ein wenig Sorgen machen musste, da ich auch nach intensiver Beschäftigung mit dem Text nicht so recht wusste, was wir denn nun eigentlich im Referat erzählen sollten. Der Erdenetsogt wusste es auch nicht und hat in seiner Antwort, in der er sehr sehr dankbar war für meine Mühe, nun noch gefragt, ob ich meinen Text vielleicht noch auf Englisch übersetzen könnte, weil er "nicht alles" versteht. Grundgütiger! Ich mache mich also an eine zusammenfassende Übersetzung meiner abgetippten Zusammenfassung und musste zwangsläufig feststellen, dass 200 Jahre alte Texte auch nicht einfacher werden, wenn ich sie ins Englische übersetzen soll.
Naja, immerhin fand ich es nach dieser Aktion dann nicht mehr so schwer, ein Referatskonzept zu bauen, das den besagten Text gut und übersichtlich zusammengefasst darstellen könnte.
Beim Treffen mit dem Erdenetsogt stimmt mir dieser in allen Punkten zu und bejaht auch sämtliche "entweder-oder-Vorschläge" von mir. Außerdem bietet er mir an, dass er gerne auch was beim Referat vortragen könnte.. wenn ich es ihm nur vorher vielleicht aufschreiben könnte. ... ... ... ... Was sollte ich anders tun als für die kommende Sitzung also ein kleines Schauspiel zu inszenieren und zu hoffen, dass keine Tragödie dabei raus kommen würde.
Der Erdenetsogt darf also während des Referats alle Textbeispiele vorlesen, was er auch schön brav macht, immer wenn ich ihm (völlig unaufällig) zunicke. Und immerhin hatte er seinen Text geübt! Wir hatten den großen Vorteil, dass keiner im Seminar den Text verstanden/gelesen hatte und daher auch niemand meinen recht gewagten Interpretationsansätzen irgendetwas entgegen zu setzen hatte.
Nach der Sitzung wollte der Dozent dann noch wissen, ob wir das Referat denn auch wirklich GEMEINSAM vorbereitet hätten, was ich dann einfach mal bejaht habe. Es gab dann eine 1,0 für uns beide, wobei die dem Erdenetsogt am Ende auch nichts genützt hat, als er die Hausarbeit nicht schreiben wollte oder wahrscheinlich nicht schreiben konnte.

Von Austauschprogrammen mit der Mongolei hab ich seitdem auch nichts mehr mitbekommen.