Montag, 30. August 2010

Bibliothekenfrust und körperliche Reinheit

Ganz offiziell und formal kann ich meine Magisterarbeit ja erst in 2 Wochen anmelden... dennoch gab es heute schon für mich den inneren Startschuss! Nachdem ich ja schon seit fast 2 Monaten immer wieder mal hier und da was gelesen und überlegt und notiert und recherchiert hatte, heute nun also erstmals großangelegtes und versucht-systematisches Bücherwälzen in der Bibliothek. Und nach 5 Minuten hats mir schon wieder gewaltig gestunken... was war also passiert:

Als theoretische Basis hat sich für meine Arbeit ("Grenzen und Grenzüberschreitungen") eine insgesamt 10bändige Reihe angeboten. Anhand der Katalog-Recherche am PC konnte ich immerhin schon 6 Bände ausklammern (Grenzen des Barocktheaters in der Gegenwart usw.) und hab mir dann also mal die Signatur von 1.Band herausgeschrieben. Denn ich war so naiv zu glauben, dass die übrigen Bände dann ja wohl einfach nebeneinander im Brechtbau Regal stehen würden. Weit gefehlt. Ich musste also doch jeden Band extra am Rechner nachschlagen und fand so heraus, dass ein Band in der Abteilung für Germanistik steht, 3 weitere unter "Allgemeines" (jeweils unter den Rubriken H, T und U), einer lediglich in der UB vorbestellt werden konnte und der 6.Band schließlich bereits von der Uni bestellt worden, aber noch nicht eingetroffen ist, später dann aber alle Vorraussicht nach irgendwo in der Germanistik stehen wird. Die Bände wurden zwar alle vom gleichen Typen herausgegeben, inhaltlich ähnlich, alle 2008 erschienen und haben sogar das gleiche Design... aber man muss sie in 2 Gebäuden verteilt in 6 unterschiedliche Regale stellen (und wo die übrigen 4 Bände sind die mich nicht interessieren, weiß ich noch nicht mal...).
Wiedermal alles bestens organisiert und strukturiert hier in Tübingen...

Und dann gings also los mit dem durcharbeiten verschiedenster theoretischer Ansätze... und ich musste mal wieder feststellen, dass man doch wirklich jeden Scheiß (und das ist bitte wörtlich zu nehmen) wissenschaftlich aufarbeiten und vermarkten kann. Denn so hat nämlich eine gewisse Mary Douglas in den 60ern den menschlichen Körper als Metapher für die Gesellschaft hergenommen. Es ging dann weiter um die Grenzen und um die Übergänge zwischen verschiedenen sozialen und politischen Formen eines Systems, wobei man diese Übergänge und Grenzen am besten mit den Körperöffnungen des Menschen beschreiben könne.
(Ich mache hier nun eine kurze Pause, damit ihr euch alle in Ruhe ein "Igitt!" denken könnt)
Körperliche Reinheit wird dann mit dem Wunsch nach einer stabilen Ordnung, Verunreinigungen mit der Angst vor Instabilität gleichgesetzt.
Den Rest hab ich dann nicht mehr gelesen, denn meine Gedanken waren eh schon weit am Schweifen, ob man denn nicht auch frisch gewaschen gegen das System protestieren könne und in wie weit Hippies und Punks in dieses Raster fallen. Und ob eigentlich schonmal jemand die "Feuchtgebiete" vor diesem Hintergrund interpretiert hat.
Falls jemand zu Letzterem Information hat, dann dürfen diese gern an mich weitergeleitet werden. Ansonsten verbitte ich mir jegliche weiteren Verweise auf Körperöffnungen.